Gerda: A Flame in Winter | Eine dänische Widerstandsgeschichte

DONTNOD Entertainment wird 2022 mit dem Narrative Adventure Gerda: A Flame in Winter erstmals zum Publisher.

Der unabhängige Developer DONTNOD Entertainment steht für individuelle narrative Qualität. Egal, ob auf dem Cover Remember Me, Life is Strange, Vampyr, Tell Me Why oder Twin Mirror draufsteht. Den Punkt habe ich bereits mehr als deutlich ausgeführt. Bisher kamen sie bei ihren Veröffentlichungen selbst immer wieder auf einen Publisher zurück. Lediglich Twin Mirror wurde in Europa bereits im Alleingang veröffentlicht. Bei allen anderen Titeln nutzte das Studio stets das gut ausgebaute Netzwerk weltbekannter Publisher wie Microsoft, Square Enix, Focus Entertainment und Capcom. Mit dem dänischen Studio PortaPlay wagen sie jetzt den ersten Schritt als Publisher für einen Dritthersteller. Beim narrativen Fokus mit Entscheidungsgewalt bleibt sich das Team treu.

Gerda steht mit starker Persönlichkeit an der Seite ihrer Liebsten

Gerda: A Flame in Winter erzählt eine Geschichte um die namensgebende Krankenpflegerin, die von einem echten Mitglied des dänischen Widerstands während des zweiten Weltkriegs inspiriert ist. Und von diesen Widerstandsgeschichten, der Auflehnung gegen das Dritte Reich, asugehend von ganz gewöhnlichen Bürger_innen – das habe ich hier bereits erwähnt – können wir ebenfalls nicht genug haben. Denn sie sind rar in unseren Erzählungen, aber so verdammt wichtig. Nachher denken wirklich alle, Stauffenberg wäre DIE Rettung gewesen. Dabei fand der das System recht töfte und hatte nur mehr keinen Bock auf Krieg. Also zurück zum dänischen Widerstand. Pflegerin Gerda kämpft nicht direkt an der Front. Sie lebt weiter im besetzten Dänemark in dem Dorf Tinglev, in dem sie schon ihr ganzes Leben verbracht hat.

Hier versucht sie mit ihrer Menschenkenntnis und ihrem Verstand in dieser so düsteren Zeit ihre Liebsten zu retten und sich dabei selbst treu zu bleiben. Gerda: A Flame in Winter ist nicht nur ein narratives Adventure, in dem jede Entscheidung Gewicht hat. Es arbeitet zudem mit Rollenspielelementen, die aus Gerdas Persönlichkeitsmerkmalen Fähigkeiten entwickeln und innerhalb eines Tagebuchs an Form gewinnen. So bestimmst du mit ihrem Verhalten Verbindungen zu anderen. Die Geschichte bewegt sich dadurch in unterschiedliche Richtungen. Unterhaltungen, Ressourcen und Probleme, sie alle besitzen zu diesen drastischen Zeiten enorme Auswirkungen. PortaPlay erschaffen eine Geschichte um Mut, Gemeinschaft und Mitgefühl.

Mit einem impressionistischen Auge

Dabei setzen sie als Kotrastpunkt auf einen Stil, der sich von Gemälden skandinavischer Impressionist_innen inspirieren lässt. Wie schon in 11-11: Memories Retold, wird der Schrecken des Krieges von zeitgenössischer Kunst begleitet. Ein Gegenpol in dem grausame Bösartigkeit auf pure Schönheit trifft. Mit grobem Pinselstrich wird die Aussage des Bildes hinsichtlich der Farbe relativ. Sie hängt vom Sehenden ab. Die offene Bildgestalt wird hervorgehoben und weist sich als Ausschnitt aus Raum und Zeit aus. Geschichtlich inspiriert, gibt dir das Studio stilistisch also freien Interpretationsraum, der sich durchaus auch auf heutige Entwicklungen anwenden ließe. Und am Ende sieht diese künstlerische Entscheidung halt auch einfach nur wunderschön aus.

Wenn Gerda durch die verschneiten Wege des kleinen Dörfchens stapft, will ich sofort wieder ins Auto steigen und die Landkarte ein paar hundert Kilometer aufwärts fahren. Nicht nur, um ihr mutig an der Seite stehen zu können, sondern, um diesen von Lichtverhältnissen geprägten Stil aufsaugen zu können. PortaPlays und DONTNODS Geschichte über den dänischen Widerstand wurde auf der Nintendo Indie World am 15. Dezember 2021 erstmals angekündigt. Erscheinen soll das narrative RPG-Adventure Gerda: A Flame in Winter irgendwann 2022 für Steam und Switch. Und so langsam bekomme ich beim Anschauen des Trailers nicht nur Valiant Hearts Vibes, sondern auch mächtig Lust auf ein Entscheidungsadventure, das richtig gut zu DONTNODs Portfolio passt.

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Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.

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