Arbeite schon mal an deinem Einpark-Game. Für You Suck at Parking wirst du es sicher gebrauchen können… nicht!
You Suck at Parking? „Nein, das ist gelogen“ prescht mein Ego hervor und erinnert mich an meinen Fahrlehrer. Der nämlich hatte eigens ausgemachte Orientierungspunkte zum hochkomplexen Vorgang des Einparkens an Handlungen und Eigenschaften des Fahrschulfahrzeugs geknüpft und an seine Fahrschüler_innen weitergegeben. Eigentlich brauchte ich mir nur Haltepunkte und Einlenkpunkte merken und der olle Audi A3 stand immer perfekt am Straßenrand. IMMER! Auch in der Prüfung. Mit etwas Variation ließen sich diese Orientierungspunkte auf meine ganze Fahrzeugflotte, Leihwagen und Probefahrtautos anwenden. Und das sind wirklich eine ganze Menge an gefahrenen Autos. Von klein, über viel zu unübersichtlich, bis Lieferwagen, Potenzschleuder und Wohnwagen hinten dran. Gut, bei letzerem bin ich wirklich nicht so top im Einpark-Game.
Aber ansonsten… in über 20 Jahren Führerscheinbesitz habe ich vielleicht dann und wann mal eine Lücke falsch eingeschätzt oder meinen Bulli etwas zu eng rangiert, aber wirklich scheiße bin ich jetzt nicht. Mal abgesehen davon, dass ich jahrelang Autos zwischen Werkzeugkisten, Reifen und ausgebauten Getrieben auf Hebebühnen rangiert habe. „I don’t Suck at Parking“ will mein Ego die Developer von Happy Volcano entgegen schreien, doch irgendwie schaltet sich mein Gewissen ein und meint mir sagen zu müssen: „Schön Benja, das wird dir bei diesem Spiel aber absolut nichts nützen!“
Das passt schon… krrrrck
Bei meinen Einparkvorgängen hatte ich jedenfalls immer den Vorteil, dass ich mich nicht um Beschleunigungsplattformen, Loopings, Portale, Magnete, Sprungschanzen oder sonstigen Unsinn kümmern musste. Anhalten und wahlweise Vorwärts oder Rückwärts hinein in die Parklücke am Straßenrand, die Parkbox auf dem ausladenden Parkplatz, in die Garage oder das enge Parkhaus. Immerzu konnte ich mich auf die Bremsen des Fahrzeugs (ja gut, manchmal auch nicht), meine sensiblen Füße und das Popometer verlassen. Doch in You Suck at Parking scheint das vorbei. Das selbstbetitelte „EXTREMSTE Einparkspiel der Welt“ – gab es überhaupt schon mal ein Einparkspiel? – fordert wesentlich mehr von dir als mit der Sonnenbrille auf der Nase cool den Rückwärtsgang einzulegen.
Driften, Springen, Teleportieren und danach die Parkbox treffen. Hier geht es darum zur rechten Zeit anzuhalten. Also alles wie im echten Leben. Bloß mit den Tücken der einhergehenden physikalischen Gesetze. Häh? Also auch wie im echten Leben. Vaarrrückt!
Nach nem Sprung über die Schlucht habe ich dann aber wirklich noch nicht versucht mit Vollgas im Drift einzuparken. Dankt es mir später. Weil… drüber nachgedacht habe ich bestimmt schon mal. Eine Vielzahl von Leveln wird dich mit überraschenden Herausforderungen konfrontieren. Zumindest solche, mit denen du beim Einparken bisher nicht rechnen musstest. Und das entweder in der Solo-Kampagne oder auf eigens von Mitspielenden erschaffenen verrückten Kursen. Das hier wird also eher das What the Golf? des Einparksimulationsgenres.
Albern? Also bitte! You Suck at Parking ist bitterer Einparkernst!
Happy Volcano zeichnen ihren, in The Almost Gone gezeigten, Low Poly Stil fort, verknüpfen ihn jedoch mit einer leicht comichaften Note. Passt gut zur albernen Ausrichtung des Spiels. Und dass sich in der Topdown-Perspektive prächtig die Kontrolle verlieren aber auch wiedergewinnen lässt, weißt du spätestens seit Absolute Drift. Es geht nicht darum wie schnell du bist, sondern wie schnell du stoppen kannst.
Einparken, Kurse erschaffen, Skills abrufen. Vielleicht muss ich auch erst noch mal meinen damaligen Fahrlehrer anrufen, ob er für diese neue Aufgabe auch die passenden Orientierungspunkte zur Hand hat. „Im Looping auf 12 Uhr Lenkrad um 90 Grad einschlagen und voll in die Eisen!“ oder so. Ansonsten muss ich mich wohl einfach ins Chaos stürzen und ein wenig Kontrolle in die nicht kontrollierbare Parkvorgangsanarchie bringen. Jeroen Janssen, der leitende Entwickler von You Suck at Parking bei Happy Volcano, sagt über die Entwicklung des Spiels jedenfalls „Vroom vroom“ und fügt noch „Beepbeep“ hinzu. Auch ich hätte es nicht besser sagen können. Mein Fahrlehrer vermutlich auch nicht. Die neue Kunst des Parkens wirst du irgendwann 2021 auf Steam erleben können. Für die geschlossene Alpha-Phase kannst du dich hier schon mal anmelden, um im zukünftigen Einpark-Game eventuell einen kleinen Vorsprung zu erlangen.
Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.