PACIFIC RIM | Film Kritik

245941id1b_PacRim_1sided_120x180_2p_400.inddGuillermo del Toro, der Mensch der visuellen Schönheit und Liebhaber der Skurrilität. Mit Liebe zum Detail verbindet er Tiefe mit einer unglaublich ungewöhnlichen, kontrastreichen, farbenfrohen aber düsteren Optik. Pans Labyrinth zog mich tief in eine grandios konstruierte Geschichte mit seltsamen Wesen und transportierte mit ihnen Emotionen. Und dann? Dann kam Pacific Rim mit seinen Robotern und diesen unbestimmten Wesen und wirft mein abgespeichertes Bild komplett über den Haufen. 

Pacific Rim bietet ebenfalls seltsame Wesen. Kaijus werden sie genannt und lehnen sich stark an Godzilla und Friends an. Sie sind so groß wie die protzigsten Skylines der berühmtesten Küstenstädte der Welt und genau das ist ihr Ziel. Durch ein interdimensionales Portal im Pazifik gelangen sie in die Stadt und bringen Zerstörung und Tod mit sich. Anfang des Jahres 2013 trägt sich dies zu und bringt die Menschheit Nahe des Abgrunds, der Apokalypse. Die zu Verfügung stehenden Waffen jucken diese riesigen Wesen nicht wirklich, weswegen sich die Menschen etwas sehr kluges einfallen lassen. Sie schaffen ebenso riesige Wesen. Roboter, die von zwei Menschen über eine neuronale Brücke gesteuert werden. In immer währenden Beat ‚em Up ähnlichen Szenen bekämpfen sich somit Roboter und Kaijus. Das soll über Jahre geklappt haben, bis diese unliebsamen Wesen in immer kürzeren Abständen und immer größeren Versionen vor den Küstenregionen auftauchen. So haben weder Roboter noch Schutzwall im Jahr 2025 etwas zu melden. Da müssen natürlich ein alter Held und eine emotional gezeichnete Person gefunden werden, um die Welt vor weiteren Attacken zu schützen.

Viele Kritiker überschlugen sich. Menschen hörte ich immer wieder sagen: „Schau dir Pacific Rim an. Der ist unglaublich!“ Ja, unglaublich ist er. Unglaublich, dass der Name del Toro in diesem Zusammenhang genannt wird. Auch Pacific Rim hat diese unglaubliche Optik, diese einzigartige Farbgebung, authentische Kostüme und diese krassen Kontraste. Technisch brilliert Pacific Rim und schafft eine Welt, die atemberaubend erscheint, wenn auch dann und wann eine Messerspitze zu künstlich. Pompös geradezu wirken auch die gigantischen Jaeger genannten Roboter, die sich mit ihrer massiven Wucht den seltsamen Wesen aus der fernen Dimension entgegenstellen. Doch genauso steril, leer, inhaltslos und kalt, wie diese Jaeger sich präsentieren, erscheint die Geschichte. Irgendwann öffnete sich das Portal und Kaijus kamen auf die Erde. Die Erklärung? Sie brauchen neuen Lebensraum. Dabei scheint es sich um Klone zu handeln. Wofür sie diesen Lebensraum brauchen, warum sie dieses Ziel verfolgen? Keine Ahnung! Auch eine nähere Beschreibung der Wesen, um eventuelle Handlungen nachvollziehen oder verstehen zu können bleibt aus. Sie sind der Inbegriff des Bösen. Zwar werden die „Monster“ neuronal erforscht, doch nimmt dieser Strang nur eine untergeordnete Rolle ein. Vertreten durch zwei Forscher, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Story gerät so zum Alibi für endlose Kämpfe. Die Optik soll hier die Emotionslosigkeit vergessen lassen. Das Schauspiel und die kühlen Dialoge lassen mich zu keinem Zeitpunkt in die eigentlich faszinierende Welt eintauchen. Eine unglaubliche Maskulinität lässt mich unterkühlt auf dem Sofa zurück. Wirklich niemand nimmt mich an die Hand. Ich kann weder Protagonisten, noch Antagonisten in irgendeiner Weise folgen. Dabei braucht es bei mir wirklich nicht viel, um Gefühle nach außen zu transportieren. Die ausdruckslosen Mienen werden daher auch nicht lange fokussiert. Der nächste Kampf steht eh schon wieder vor der Tür und will allein durch überragende Technik seine Zuschauer in ihren Bann ziehen.

Guillermo del Toro hat sich hier scheinbar zu sehr an erfolgreichen technischen Meisterwerken der Videospielindustrie orientiert. Doch wo sich Spieler_innen in Kämpfen interaktiv einschalten und eintauchen können, bleiben sie im Filmuniversum stille Beobachter der aufgebauschten Ereignisse. Pacific Rim wirkt wie ein viel zu lang geratenes Let’s Play mit einem Spiel, das von schlecht geschriebenen Dialogen dominiert wird. Nicht einmal die Musik mag diese leere optische Hülle in Geschenkpapier verpacken. Immer wieder wiederholen sich langweilige fahrstuhlartige Musikstücke an die ich mich einen Tag später nicht mal mehr erinnern kann. Eventuell kann sich Herr del Toro mit Hideo Kojima im technischen Bereich in „Death Stranding“ austoben, um danach wieder gestärkt und befreit wunderschöne emotionsreiche Geschichten zu erzählen, die mich nicht wie einen Eisblock zurück lassen.

4/10 <3

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  • Regie: Guillermo del Toro
  • Drehbuch: Guillermo der Toro, Travis Beacham
  • Schauspieler: Charlie Hunnam ( Raleigh Becket), Idris Elba (Stacker Pentecost), Rinko Kikuchi (Mako Mori), Charlie Day (Dr. Newton Geiszler), Burn Gorman (Dr. Herman Gottlieb), Robert Kazinsky (Chuck Hansen), Max Martini (Herc Hansen), Ron Perlman (Hannibal Chau), Diego Klattenhoff (Yancy Becket)
  • Preise: Outstanding Achievement in Animated Effects in a Live Action Production (Annie Awards 2014), Visual Effects of the Year (Hollywood Film Awards 2013), Outstanding Visual Effects – Feature Film (Hollywood Post Alliance 2013), Best Global Director for a Motion Picture (Huading Award 2014), Best Action Film (Internet Critic Society 2013), Best Horro/Sci-Fi Film (Las Vegas Film Critics Society 2013)
  • Anschauen: Netflix

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Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.

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