Strikers 1945 II | Retro Game-Review

Ein absoluter Shoot em Up Noob wuselt sich durch die anspruchsvollen Level des vertikalen Shooter Strikers 1945 II und kommt aus dem Schmunzeln nicht wieder heraus. Doch wie schafft es Psikyos Klassiker bei hohem Schwierigkeitsgrad Freude und Spielspaß zu verbreiten? 

1945. Die Welt steckt in einem unglaublich leidvollem Krieg. Überall wird gekämpft, um die faschistischen Strukturen zu zerstören. Da kommen zum selben Zeitpunkt ausgerechnet auch noch Aliens hinzu, die die Menschheit versklaven wollen. Das ist nun wirklich zu viel des Bösen. Es wird Zeit zurückzuschlagen. Du schnappst dir einen der zur Verfügung stehenden Flieger und versuchst alles zu zerstören, was dir in den Weg kommt. Inklusive mächtiger Endgegner.

Klingt einfach? Für Menschen, die ihre tägliche Dosis Shmups schon zum Frühstück injizieren vielleicht. Stammen deine Erfahrungen eher aus Super Mario Land oder Rayman, könnte es mit deiner Reaktionsfähigkeit etwas mau aussehen. Aber keine Sorge, Strikers 1945 II hat dir ganze sieben Schwierigkeitsstufen integriert, damit du nicht komplett verzweifeln musst. Auf der Stufe 1 – liebevoll Monkey genannt – war es dann tatsächlich auch möglich das Spiel zu beenden. Aber noch einmal zurück zum Anfang. Ein Flugzeug muss her, damit du überhaupt in der Lage bist, den wuchtigen Gegnerwellen in irgendeiner Weise etwas entgegenzusetzen. Auch Midas 2003er Portierung der Arcade-Version stellt dir verschiedene Flugzeuge zur Seite, die alle an Weltkriegsflieger erinnern. Hast du dich für eines entschieden, machst du dich auf, eine Mission nach der anderen zu bewältigen, um die Angriffe der Aliens abzuwehren.

Mit deinem Flugzeug bewegst du dich am unteren Rand des Bildschirms, während deine Gegner vom oberen auf dich zu kommen. Jedoch bist du nicht unten fixiert, sondern kannst dich in alle Richtungen frei bewegen. Anfangs verfügt dein Flieger über minimale Schusskraft, doch mit Fortschreiten des Spiels wird diese durch Powerups und Bomben weiter aufgerüstet. Schaffst du es im Kugelhagel nicht getroffen zu werden, ist es möglich den ganzen Bildschirm mit leuchtendem Feuer auszufüllen. Wenn da eben nicht deine Gegner wären. Sie besitzen, je nach Schwierigkeitsgrad eine unglaublich beachtliche Power. So bist du ständig in Bewegung und suchst nach der kleinsten Lücke in der gegnerischen Feuerformation. Strikers fordert dich mit jeder Steigerung der Schwierigkeit um ein Vielfaches mehr. Das ist exponentielles Feuerwachstum. Du brauchst Skill, Reaktion und im besten Fall eine Taktik, um deine Bonusfeatures in Form von Spezial-Attacken nicht zu früh im Spiel zu verlieren. Das Gameplay ist herzerfrischend. Mit deinem alten grauen PS1 Controller hast du in jeder Sekunde die volle Kontrolle über deinen Flieger. Keine Lags, keine altertümlichen Kollisionsabfragen. Das Ding macht genau das, was du ihm befiehlst. Und genau da kommt der Zwiespalt ins Spiel. Du hast keine Ausrede, wenn es wieder Mal nicht klappt und du das fünfte Continue startest. Es liegt weder am Controller, noch am Gameplay oder dem Spielsystem. Es liegt einzig an dir.

 

Strikers 1945 II wurde sehr farbenfroh gestaltet. Alle Szenarien besitzen eine wundervolle Tiefe. Du fliegst über Land, Wasser, Panzer und Flugzeugträger. Die 2D-Grafik bietet dir auch heute noch viele Details. Die unterschiedlichen Kugeln, Laser und Bomben zeigen dir zu jeder Zeit deinen Fortschritt in der Feuerkraft. Die erzeugten Explosionen breiten sich rot/orange auf deinem Fernseher aus. Du fühlst dich zu jeder Zeit in der richtigen Epoche bis… bis die Endgegner auftauchen und mit ihrem Gigantismus dein Kinn der Schwerkraft überlassen. Ein wunderbarer Mix aus zeitgetreuem Design und fantasievollem Abschweifen. Ein Hauch Science-Fiction flattert über deine Röhre. Das Sounddesign zieht dich zudem in seinen Bann und lässt dich fasziniert in eine fantasievolle Welt eintauchen, in der du die unglaublich speziellen Missionen bewältigen musst.

Dieses Shoot ‚em Up macht Spaß, obwohl du keine Ahnung hast, was genau du da tust. Es fordert dich auf, Zeit hineinzustecken. Es will, dass du besser wirst und liefert dir volle Kontrolle, tolles Leveldesign und stimmige Atmosphäre. Die Freude kommt nach dem Frust, der dich immer wieder eine Stufe niedriger starten lässt. Doch die Aussicht auf den Abspann und das Meistern des zweiten Strikers lässt dich diesen Frust überstehen. Es fordert dich und schafft dennoch unglaublichen Spielspaß. Strikers 1945 II zieht dich langsam in ein Genre, das auf Erfahrungen basiert. Lässt du dich darauf ein deine eigenen Erfahrungen zu sammeln, bringt dir Midas Arcade-Feeling und den Schweiß der Anstrengung in deinen Gaming-Room. Und wer weiß, vielleicht kannst du dieses Spiel nicht nur auf Monkey als durchgespielt in deiner imaginären Liste abhaken, sondern irgendwann auch auf einem der anderen sechs Grade. Immerhin musst du nicht lauter Münzen bereithalten.

7/10 <3

Autorin: Benja Hiller
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Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.

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