Es ist gar nicht so einfach die passende Schublade zu finden und diese dann auch zu benennen. Und brauchen wir das überhaupt? Identitäten können kritisch gesehen werden, doch in Form von Publikationen helfen sie gewaltig.
Ja, wir sind ein Magazin! Ein Indie Game Online Magazin. Ein Magazin, das sich ausschließlich, mit viel Herzblut und eigenwilligen Autor_innen-Stil um die Kunst der unabhängigen, kreativen und inhaltsvollen Köpfe des Videospieluniversums kümmern möchte. Wir schenken unsere Aufmerksamkeit den Indie Developern/Publishern und ihren einzigartig gestalteten Spielen.
Es hat lange gedauert bis dieser Punkt gekommen war. ‚Verflucht, das hier ist ein Magazin!‘ Schon vor dem Jahr 2018, über das ich hier so überschwänglich berichte, gab es viele Annäherungen an Videospiele. Doch sie waren Teil einer Wortsalatsammlung. Zu Beginn ausschließlich für Ausschussware gedacht. Artikel, die es aus irgendeinem unbestimmten Grund nicht in die vielen Magazine geschafft hatten für die ich so schrieb. Zu schade sie einfach auf der Festplatte verstauben zu lassen?
Doch es folgte der Drang die Videospielkultur tiefer zu beleuchten, aus verschiedenen Blickwinkeln und mit einem Stil, der für diese Branche doch recht unüblich erscheint. Intensiv, ausführlich und wortgewandt Geschichten kreieren. Repetitionen sollen vermieden werden. Kurz angebundene Weitergaben von Pressemitteilungen gibt es überall. Ich wollte mich mit Intensität den Themen widmen, die mich interessieren und im deutschsprachigen Raum bisher eher wenig Aufmerksamkeit bekommen.
2017 bekam unser jetziges Magazin seinen Namen und seine eigene Domain. Welcome To Last Week orientiert sich an der damaligen, gleichnamigen Videospiel-Wochenrubrik, in der ich Videospielkulturthemen der letzten Woche zu einem fließenden Wochenrückblick formte. Die Herkunft also völlig banal, ich weiß! Der Name passte ebenfalls wunderbar zum Konzept des Magazins. Aktualität ist schön, wenn sie aber zu Lasten der Qualität und der Aussagekraft des Artikels geht, werfen wir sie gern während der Reise aus dem rasenden Auto und rollen noch mal drüber.
2018 hatte ich die Unbestimmtheit satt. Was bist du? Bist du ein unbestimmtes Popkulturbecken? Bist du Nerdplattform mit Gaming Fokus? Was bist du, sperrige Seite? Der Untertitel ‚deine tägliche Dosis (Indie)-Gaming, Film und Nerdkram‘ wurde um Film und Nerdkram erleichtert. Ab ca. Mai 2018 also nur noch (Indie)-Gaming.
So zog ich im August zur Gamescom aus und strauchelte plötzlich ständig bei der Beschreibung meiner Internet-Präsenz. Eine Website nur für Indie Games, eine Seite, ein kleiner Blog, eine Oase für Nischenspiele. Nie wusste ich was ich sagen sollte und was das Herzstück dieser Indie Game Seite eigentlich sein soll. Unbestimmt auch die Reaktionen, die Unsicherheiten in der Aufnahme des Gesagten transportierten. Was macht der Mensch denn jetzt? Schreibt sie nun über unsere Spiele, ist sie Promo-Agentin oder hat sie vor Steam Konkurrenz zu machen? Trotz meiner vagen Worte hatten es offensichtlich ein paar verstanden. Es entstanden Zusammenarbeiten und gehaltvolle Artikel über Kunst, Inspiration und Menschen hinter den Spielen.
Doch irgendwas hielt mich immer wieder in meiner Kreativität und Motivation zurück. Gedanken kreisten zunehmend nicht um Themen, sondern um die Identität von Welcome To Last Week. Schließlich sollte das alles noch ausgebaut werden und langsam wachsen. Wie soll das gehen ohne ein bestimmtes Prädikat, eine Schublade, eine Zuordnung. Ja, Welcome To Last Week brauchte eine Identität, doch welche?
Eine Indie Game Seite hatte ich immer wieder betont. Weil ein Blog fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Zu groß die Artikel, zu groß der Aufwand. Blogs besitzen auch kurze Beiträge, manchmal bloß Bilder, Videos und vor allem Spontanität. Auf Welcome To Last Week geht inzwischen nichts mehr ohne Struktur, ohne Plan, ohne Informationen und Recherche. Moment, ohne Plan? Ein Redaktionsplan muss her! Ein Leitfaden für die Woche. Der Aufgaben und Ziele beschreibt, dir etwas Festes an die Hand gibt, mit dem du arbeiten kannst. Ein Redaktionsplan?
Ein Redaktionsplan! Und wer hat solch wundervolle Redaktionspläne, die voller Optimismus von der Zukunft berichten? Redaktionen für… Magazine! Magazine, die sich um ihre Artikel kümmern, wie um ihre Haustiere. Sie füttern, mit ihren Gedanken spazieren gehen bis sie groß und stark sind, um allen Eventualitäten etwas entgegensetzen zu können. Artikel, die zu Reportagen werden, zu Reviews, Previews und Kritiken, zu Portraits, Berichten, Essays, Neuigkeiten, Satire, Stories und Annäherungen an Kunstformen.
Ja, Welcome To Last Week ist ein Magazin. Danke, dass ihr uns bis hier hin gelesen und unterstützt habt. Ab jetzt geht es mit medialer Identität ‚Magazin‘ und dem Prädikat ‚wortgewandt‘ in das Jahr 2019. Auf die Frage, ‚Welcome To Last Week‘, was ist denn das?‘ antworte ich jetzt immer äußerst sicher und sehr gerne, ein Indie Game Magazin!
Wir haben sehr viele Ideen, die sowohl die Ausweitung der Medien-Kanäle betrifft, als auch Artikel-Formate und Erscheinung des Magazins. Ob alles gleich in diesem Jahr umgesetzt wird? Keine Ahnung, es hängt wie immer auch von eurer Unterstützung ab. Erzählt doch euren liebsten Menschen von unserem Indie Game Magazin, damit wir zusammen wachsen und auch in der Zukunft spannende Themen und Artikel genießen können. Denn Journalismus kostet vor allem eines, Zeit! Es ist wunderschön zu erleben, wenn unsere Zeit bei euch in Lese- oder Hörzeit umgewandelt und genossen wird.
Falls du jetzt noch mal in der Vergangenheit kramen willst, gibt es hier die fünf meistgelesenen Welcome To Last Week Artikel des Jahres 2018 für dich. Ganze drei sind tatsächlich 2018er Artikel und bekräftigen unseren eingeschlagenen Weg. Nur der meistgelesene hat absolut nichts mit Videospielen zu tun, stammt er doch noch aus dieser unbestimmten Zeit vor 2018:
1. Torchwood ist zurück
Schon 2017 unter den Top 10 scheint die Sehnsucht nach Torchwood echt groß. Seit zwei Jahren klären wir sehr viele Menschen über das Fortschreiten der Serie auf.
2. Microsoft kauft Naughty Dog und Quantic Dream
Satire! Wir sollten öfter wieder Satire schreiben. Die Ungläubigkeit über diesen Artikel war groß, sehr groß und führte zur regen Verbreitung in diversen sozialen Gaming Communities. Hach, wir lieben diese Reaktionen. Zeit für mehr Satire. Die Gaming Branche bietet offensichtlich genug Themen.
3. My Name Is Mayo
Ein Dauerbrenner und vielleicht auch Seelenverwandter! Das Mayoglas auf der Suche nach der Identität. Inzwischen wird unser Artikel in der Google Suche gleich nach dem PlayStation Store auf Platz zwei genannt. Auf Platz zwei! Nach dem PlayStation Store! Nischen sind wirklich unser Ding!
4. Beat Saber
Die Lust mit Laserschwertern im Takt der Musik auf Boxen einzuschlagen scheint groß. Immer wieder wird unser Artikel zu Beat Saber gesucht und aufgerufen. Eines der besten VR Spiele des Jahres? Vielleicht liegt es auch daran?
5. Drei „gruselige“ Indie Games…
Halloween und Videospiele, das passt zusammen. Gruseln geht interaktiv auch ziemlich gut. Listen mochtet ihr im letzten Jahr ebenfalls gerne. Haben wir uns gemerkt! 🙂
Autorin: Benja Hiller
Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.