Liebe ist so vielfältig wie unsere liebsten Indie Games. Zum Valentinstag zeigen wir euch acht unterschiedliche Interpretationen der Liebe.
Liebe kommt in so vielen Varianten wie es Menschen gibt. Nicht nur zum kommerziellen Feiertag der Liebe, sondern jeden Tag. Ob (a)romatisch, monogam, polyamor, hetero-, homo-, bi-, pan- oder asexuell, ob in einer Liebesbeziehung, Freundschaft oder innerhalb eines familiären Bundes, ob zum Menschen, zu sich selbst oder zur tierlichen Begleiter_in. Liebe ist Vielfältig, Liebe ist Liebe. Indie Games zeigen nicht nur viele Facetten zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern schaffen Repräsentation abseits des zumeist heteronormativen Konstrukts. Wir haben zum Valentinstag tief in unseren gespielten Indies rumgekramt und acht Interpretationen innerhalb verschiedener Phasen der Beziehungskonstellationen zusammengesucht. Falls ihr den Tag heute allein verbringen solltet, keine Panik. Es ist ein Tag wie jeder andere. Selbstfürsorge ist ebenfalls Liebe. Wir denken an euch. Viel Spaß mit unseren ausgewählten Geschichten.
Gala und Hyde
„Coffee Talk“
Coffee Talk ist vordergründig ein Café-Simulator, aber eigentlich geht es um Beziehungen. Solche zwischen Menschen, aber auch zwischen Wesen verschiedenster Rassen. Am prominentesten wird die Beziehung von Succubus Lua und Elf Baileys thematisiert, die an den Differenzen der beiden Rassen zu scheitern droht. Viel spannender fand ich aber eine andere Interaktion. Zwar werden zwischen Gala und Hyde nicht mehr als Andeutungen ausgetauscht, die Geschichte von Vampir und Werwolf ist dennoch bittersüß. Hyde ist ein unsterblicher Vampir, der dem Blutgenuss abgeschworen hat. Er arbeitet als Model und hat dafür lange einen Bodyguard beschäftigt – Gala. Gala ist ein Werwolf, der von Zeit zu Zeit mit Ausrastern und der psychischen Gesundheit zu kämpfen hat. Sie sind beide kaputt auf ihre Art, aber sie geben sich Halt. Beide spüren, dass zwischen ihnen mehr sein könnte. Ein Ende greift diesen Funken auf. Mir macht es Hoffnung auf eine Rückkehr im zweiten Teil (Christina Knauf)
Die Umziehenden
„Unpacking“
In Unpacking ziehen wir um – vom Kinderzimmer in die Studentenbude, in die WG, die erste, eigene Wohnung – und später eben auch zu einem_r Partner_in. Beim Auspacken der persönlichen Gegenstände zeigt sich, wie es um unsere Beziehungen bestellt ist. Müssen wir unsere Habseligkeiten mühsam in den bereits bestehenden Hausstand hineinquetschen? Dürfen wir unseren Kitsch prominent ins Regal stellen? Sind wir hier überhaupt erwünscht? Mich hat es fasziniert, wie ich nur anhand des Kisten Auspackens zu spüren bekam, ob ich in ein Haus voller Liebe einziehe, oder ob meine Anwesenheit bestenfalls akzeptiert wird. Zusammenleben ist ein ständiger Kompromiss. Aber auch die Momente, in denen wir zurückstecken müssen, können richtig glücklich machen. Unpacking erzählt für mich die perfekte Liebesgeschichte, weil sie keinen Schmalz und keine Romantik braucht. Wie im echten Leben sind es auch hier die kleinen, alltäglichen Dinge, die uns zeigen, ob wir geliebt werden – oder eben nicht. (Nina Weidlich)
John und River
„To the Moon“
Freebird Games To the Moon beginnt nicht wie eine klassische Liebesgeschichte. Der alte Witwer John möchte kurz vor seinem Tod von einer futuristischen Firma die Erinnerung eingepflanzt bekommen, auf dem Mond gewesen zu sein. Doch um das zu bewerkstelligen, müssen seine Erinnerungen bereist werden, um an der richtigen Stelle eine Veränderung vornehmen zu können. Dadurch erleben wir als Spieler_innen plötzlich nicht nur Johns Leben, sondern auch die Beziehung zu seiner verstorbenen Frau River, bis zu seiner Kindheit. Anfangs unscheinbar wirkende Sätze, Handlungen oder Gegenstände bekommen im Nachhinein eine unfassbare Tragweite, wenn wir weiter in der Vergangenheit endlich erfahren, wieso sie überhaupt da waren. Die Liebesgeschichte, um die sich am Ende alles dreht, wird auf kreative, spannende und herzzerreißende Art und Weise erzählt. Ich behaupte sogar, dass dabei kein Auge trocken bleiben kann – außer bei Kollegin Nina natürlich! (Malte Küppers)
Gregg und Angus
„Night in the Woods“
In Night in the Woods reden Gregg und Angus beide des Öfteren davon, sich gegenseitig gerettet zu haben. Ein äußerst liebenswertes Pärchen, das zwar immer mal wieder hitzig diskutiert, aber tiefe gegenseitige Fürsorge empfindet. Aus zerrütteten Familienverhältnissen kommend, sorgt sich Angus um den vor Tatendrang sprühenden Gregg. Der äußert immer wieder Ängste, die harmonische Beziehung zu Angus mit seinem bipolaren Wesen irgendwann zu zerstören, ist dem zerrütteten Angus jedoch eine riesen Stütze. Jede Szene, in der die beiden interagieren, strotzt vor Liebe, Humor und alltäglicher Authentizität. Um mehr Zeit miteinander verbringen zu können, täuscht Gregg gerne familiäre Notfälle vor. Hilft dem Plan, Geld zu sparen und irgendwann das verschlafene Possum Springs zu verlassen, nur bedingt, bringt aber genau die eine zuckersüße Note in eine Beziehung. Hier haben sich zwei gefunden, die nicht nur deine Fühls erwärmen, sondern ihre gegenseitigen Downs, Downs mit Ups, Ups füllen. (Benja Hiller)
Brandeis und Donovan
„The Red Strings Club“
An vielen ist es bis zum Schluss vorbeigegangen, aber das ist in meinen Augen ein Qualitätsmerkmal. Die subtile Zuneigung zwischen Brandeis und Donovan balanciert auf dem Grat zwischen „Ist doch nur Spaß” und Flirten. Erst als es ernst wird, werden Tatsachen ausgesprochen. Doch genau diese beiläufige Normalität, die kleinen Einwürfe und die subtilen Gesten sind die Normalität, die unsere Medien brauchen. Developer Deconstructeam ist eine laute Stimme für Rechte queerer Menschen. Durch all ihre Spiele ziehen sich non-heteronormative Beziehungen und Themen. Zu meinem Entsetzen musste ich in den Diskussionen zu The Red Strings Club von Menschen lesen, die darin eine Agenda sehen. Die Wahrheit könnte nicht weiter entfernt sein. Wir brauchen mehr Brandeis’ und Donovans, die sich am Rande der Story flirty Kommentare zuwerfen, um Realität vielmehr auch in Spielen abbilden zu können. (Christina Knauf)
Das ganze Haus
„Love – A Puzzle Box Filled With Stories“
Warum sollten wir uns mit einer Liebesgeschichte zufriedengeben, wenn wir ein ganzes Haus voll davon haben können? Auch in diesem Puzzleer liegen Freud und Leid nah beieinander. Aber so ist das nunmal mit der Liebe, oder? In Love – A Puzzle Box Filled With Stories dürfen wir schamlos in die Wohnungen fremder Menschen schauen. Dabei werden wir Zeug_innen allerhand Geschichten, die sich im Laufe der Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Ein verliebtes Ehepaar, das auf einmal nicht mehr zusammen am Esstisch sitzt. Ein Sohn, der seinen alkoholkranken Vater lange gemieden hat, sich aber doch ein Herz fasst und noch einmal mit ihm über alles redet. Ein junges Pärchen, das gemeinsam ein Kinderzimmer einrichtet. Manche der Geschichten enden glücklich, andere nicht. Doch trotz aller Trauer und Melancholie, die diese Geschichten für uns bereithalten, lässt uns Love – A Puzzle-Box Filled With Stories mit einem wohlig warmen Gefühl zurück. (Nina Weidlich)
Michael und Kenzie
„Maquette“
Auf den ersten Blick wirkt es nicht so, als wäre die Liebesgeschichte im Puzzlespiel Maquette etwas besonderes. Doch im Verlauf des Spiels ändert sich dieser Eindruck enorm. Denn während die Rätsel mit der Zeit immer zermürbender werden, entwickelt sich die Erzählung weg von einem glücklichen Happy End hin zu einer nahbaren Darstellung all der Höhen und Tiefen einer Beziehung. Vom verträumten Beginn über die ersten kleineren Probleme bis zur Erkenntnis, dass es irgendwann einfach nicht mehr passt. Während viele Werke nur erzählen, wie zwei Menschen zusammenkommen, geht Maquette einen Schritt weiter und dekonstruiert menschliches Miteinander über toll eingesprochene Dialoge. Genau deshalb bleibt die Beziehung zwischen Michael und Kenzie so stark in Erinnerung. (Malte Küppers)
Kasio, Colum, Jack, Shans und Maggy
„If found…“
Queere Personen haben immer wieder mit Akzeptanz zu kämpfen. Gerade beim Coming Out verkommt für manche Menschen der persönliche Rückzugs- und Sicherheitsort aka Zuhause zum Konfliktraum Nummer Eins. Dass familiäre Strukturen und ein Gefühl von Sicherheit und Verstanden werden auch in anderen Konstellationen entstehen können, zeigt If found… sehr sensibel und eindringlich. Als die transsexuelle Kasio aus ihrem toxischen Zuhause voller Inakzeptanz flieht, findet sie vorerst Zuflucht beim homosexuellen Paar Colum und Jack. Die wohnen mit Bandmitglied Shans in einem recht angenagten Haus. Ein fürsorgliches Umfeld kann eben überall wohnen. Später ist es die lesbische Maggy, die zur wichtigen Stütze in Kasios Biographie wird. Sie findet Menschen, die ihre Gefühlswelt nachvollziehen können. Familie ist nicht nur das, in das du hineingeboren wirst. Manchmal sind es aufgrund von Entfernung oder zerrütteten Beziehungen andere Menschen, die dir Halt geben. Auch das ist Liebe. (Benja Hiller)
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