NO MAN’S SKY Review

Du kannst nicht mehr genau sagen, wann du zum ersten mal von diesem Spiel gehört hast. Es ist unglaublich lange her. Aber es gab Raumschiffe, was dich schon mal generell in den Aufmerksamkeitsmodus hebt. Dazu ein endloses Universum, welches du frei entdecken kannst und die schöne, fast gemalte Optik mit den satten Farben und Kontrasten. Als würdest du auf ein altes Gemälde über dem Sofa deiner Oma starren. Nur der Berg mit der Heidi-Hütte wurde durch ein Raumschiff vor knallroten Wiesen, strahlend gelben Palmen und Dinosaurier-Hunden ersetzt. Nun, nach einer endlos wirkenden Wartezeit mit Verschiebungen des Releasetermins, hältst du endlich die Limited Edition in der Hand. Doch kann dir No Man’s Sky das geben, was du erwartet hast?

Natürlich kann es das nicht! Denn wenn ein Spiel bis in das letzte Universum gehypt wird und mit dermaßen viel Aufmerksamkeit zurechtkommen muss, kann es einfach nicht die Erwartungen jedes einzelnen Menschen erfüllen. Gerade, wenn man bedenkt, dass Hello Games aus 15 Mitarbeitern besteht und immer noch ein Indie-Game ist. Doch machen diese Voraussetzungen No Man’s Sky noch lange nicht zu einem schlechten Spiel. Also von vorne.

2016-08-24 (4)

Mit einem defekten Raumschiff neben dir startest du das Spiel. Genau in diesem Moment darfst du den Hauptbestandteil des Spiels kennenlernen, denn du brauchst Elemente, um dein Raumschiff und dessen Antrieb in einen betriebsbereiten Status zu versetzen. Dafür streifst du mit deinem Ernte-Laser über den Planeten, suchst nach den richtigen Stoffen und erntest sie. Doch nicht nur für dein Raumschiff sind sie wichtig. Du kannst im Laufe des Spiels alles aufrüsten: Raumschiff, Hyperantrieb, Jetpack, Multitool, usw. Hierfür kannst du deine geernteten Stoffe verkaufen und/oder neue erwerben, die dich im Spiel weiterbringen. Das grobe Ziel des Spiels ist es, den Mittelpunkt des Universums zu finden. Doch bist du in der Gestaltung deines No Man’s Sky Tages völlig frei. Du bekommst zwar Hinweise, was du als nächstes machen kannst, musst es aber nicht tun. Der Entdeckungsdrang ist ohnehin oft viel größer. Die Variationen der Planeten mit seinen Landschaften und Tierwelten will erforscht werden. Deshalb kannst du alles scannen, was dir vor die Nase gerät und erhaltene Daten uploaden. Dafür wirst du sogar in deinem Entdeckertum mit ein bisschen Kleingeld belohnt. Auch jedes Tier, jede Pflanze und jeden Planeten kannst du benennen wie du magst. Allein hiermit wirst du bei der Größe des Spiels Stunden verbringen.

Für Spielsystem und Steuerung brauchst du etwas Eingewöhnungszeit, denn es gibt kein Tutorial, was mitunter aber auch sehr befreiend wirken kann. Bestimmte Befehle sind etwas seltsam belegt, wie das Sprinten auf R3 (zumindest in der PS4 Version), aber man gewöhnt sich im Laufe der Zeit daran. Das Raumschiff lässt sich lässig steuern. Betätigst du den „Hyperdrive“ oder die „Lichtgeschwindigkeit“ fliegt es nahezu automatisch zu deinem anvisierten Punkt. Das Crafting-System braucht etwas Überblick, den du mit etwas Geduld auch findest. Nach einer gewissen Zeit weißt du, welche Stoffe zum Auffüllen der verschiedenen Tools gebraucht werden. Das Design des Spiels ist stimmungsvoll und wunderschön umgesetzt. Real-Life-Grafik-Fetischist_innen werden hier wohl nicht glücklich. Bei dieser würde aber auch viel Atmosphäre verloren gehen. Der kontrastreiche, sehr farbintensive und leicht comichafte Stil passt hervorragend zum Setting. Auch die vielen Lichteffekte kitzeln deine Augen mit Wohlgefühl.

No Man’s Sky ist bestimmt kein Spiel, das jedem Menschen Spaß bringt. Es ist zum Teil langatmig und eintönig. Die Spielwelten sind bei weitem nicht so voll und abwechslungsreich, wie sie in verschiedenen Demos vorab gezeigt wurden. Doch bei einem Spiel dieser unendlichen Größe und dem damit verbundenen Algorithmus, der die verschiedenen Planeten berechnet, muss es das auch nicht. Dafür besitzt es eine beruhigende Atmosphäre mit wunderschöner Musik von 65daysofstatic. Du kannst dich für Stunden in der Landschaft verlieren, beim Entdecken der ungewöhnlichen Kreaturen verweilen oder einfach nur so viele Planeten wie möglich anfliegen und im Weltraum, zwischen Asteroiden und Raumschiffen umherschwirren (oder abgeschossen werden *hust*). No Man’s Sky ist kein aufgeblasener Action-Shooter. Es ist ein Spiel, das von dir lebt. Wenn du keine Lust auf Entdecken hast und lieber alle zwei Sekunden wie wild rumballerst, solltest du lieber Abstand halten. Auch wenn du eine tiefe Story suchst bist du hier falsch. Und genau in diesen Punkten liegen die Erwartungen einfach zu hoch. Das Spiel lebt von dir. Wenn du ein paar Stunden in eine anderen Welt flüchten willst, interessante und wunderschön gestaltete Planeten erleben magst und deine eigene Story in einer virtuellen Welt kreierst, solltest du definitiv einen Blick wagen. Es wartet ein ruhiges, sehr visuelles und dadurch intensives Spielerlebnis auf dich. No Man’s Sky braucht Zeit. Wie deine Lieblingsplatte, die du erst nach Monaten oder Jahren in dein Herz geschlossen hast. Und dann erfüllt es, ganz überraschend, doch noch deine Erwartungen.

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Alle Bilder sind Screenshots aus meinem Spielverlauf. Zeigen demnach In-Game Szenen.

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Die Allround-Tante von WTLW. Trägt Kamera, trinkt Oatly Kakao und spielt alle narrativen Games mit gebrochenen Wesen und kaputten Persönlichkeiten. Gerne minimalistisch und völlig entsättigt. Hauptsache irgendwie eigen, mit dem nötigen Wahnwitz im Konzept. Außerdem fährt sie mit Leidenschaft im Kreis.

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