Button City Review | Fuchs, du hast die Games gerettet

Button City lässt einen kleinen Fuchs zum Star der lokalen Arcadehalle werden. Subliminal und Wings Interactive drehen den Knuddelfaktor hoch.

Ich bräuchte schon richtig gute Gründe, um aus Duisburg wegzuziehen. Während für viele allein die Nennung der Stadt ausreicht, schnellstmöglich das Weite zu suchen, habe ich mir hier etwas aufgebaut, kenne meine Ecken, komme trotzdem genug rum und bin recht zufrieden. Umziehen würde ich also nur, wenn mir irgendwo eine große Zukunft winkt, in der ich berühmt werde, Superkräfte bekomme oder ähnliches. Dann würde ich zumindest darüber nachdenken, bevor ich komplett eigenverantwortlich meine Entscheidung treffe. Als Kind geht das nicht. Wenn die Eltern sagen, dass umgezogen wird, muss ein Kind wohl oder übel mit, wenn es zu jung ist, um alleine zu wohnen. Freunde, Hobbys, Lieblingsecken – alles muss zurückgelassen werden, wenn die Eltern umziehen wollen oder müssen. Alles wird auf Null gesetzt, muss neu aufgebaut werden. Neue soziale Kontakte knüpfen, neue Orte entdecken, sich einleben. Das braucht Zeit und klappt nicht immer auf Anhieb. So auch bei Fenchel.

Hock nicht nur drinnen!

Der kleine Fuchs ist neu in der Stadt und weiß nichts mit sich anzufangen. Er hockt die meiste Zeit in seinem Zimmer, spielt Videospiele und hat wenig Interesse daran, die Ferien auch mal draußen zu verbringen. Das klingt nach einem typischen Sommer, wie ich ihn früher auch verbracht habe. Nur Fenchels Mutter spielt da nicht ganz mit und schickt ihn los, Mittagessen zu kaufen. Dabei stößt Fenchel auf eine Gruppe von Tierkindern, die auf dem Weg nach Button City sind, der großen Arcade-Halle der Stadt. Andere Kinder, die Bock auf Videospiele haben? Das klingt tatsächlich nicht so schlecht. Also kauft Fenchel schnell das Sandwich für die Mutter und folgt den Kindern. Es dauert nicht lange, bis der kleine Fuchs in der Gruppe von Kindern neue Freund_innen findet und sich ihrem Gaming-Team anschließt, der Flocken-Crew! Die wollen nämlich unbedingt das Gobabot-Turnier gegen die Taffen Flocken gewinnen.

Gobabots sind der heiße Trend in Button City. Die kleinen Roboter werden aus Kapseln gezogen, um sie in seinem Viererteam ins Duell zu schicken. Wer von zwei Teams am Ende die meisten Früchte auf einem Spielfeld gesammelt hat, gewinnt die Runde. Doch um wirklich ordentliche Gobabots zu bekommen, müssen Treuepunkte in anderen Automaten der Arcade gewonnen werden, um neue Kapseln zu kaufen. Fenchel würde sich liebend gern darauf konzentrieren besser im Spiel zu werden, doch leider hat Herr Knopf, der Besitzer von Button City, große Probleme, die Arcade zu finanzieren. Die Flocken-Crew kann sich also nicht einfach auf das große Turnier vorbereiten, sondern setzt nun auch alles daran, irgendwie Geld zu organisieren, um ihren Lieblingsort im Städtchen vor dem Ruin zu retten. Innerhalb kürzester Zeit ist Fenchel also aus dem heimischen Spielzimmer in einem riesigen Drama gelandet und die Tage vergehen wie im Flug.

Allerhand los in Button City

Es überrascht mich dabei, wie das Spiel unterschiedliche Themen aufgreift und behandelt. So ist der Hase Schnittlauch ein behindertes Kind im Rollstuhl, das sich über fehlende Zugänglichkeit der Arcade-Automaten beschwert und einen dementen Großvater zu Hause hat. Sauerampfer, die Anführerin der Flocken-Crew, hat Stress mit ihrem kleinen Bruder, findet aber Gemeinsamkeiten im Heavy-Metal-Yoga. Fenchel selbst muss sich mit Gefühlen wie Selbstzweifeln und Einsamkeit auseinandersetzen. Das alles passiert sehr niederschwellig und kindgerecht, so dass ich zwar nicht aus den Flocken – entschuldigt, aus den Socken gehauen wurde, jedoch mit einem guten Gefühl durch das Spiel spazierte. Kein Wunder, dass es 2020 noch in einer Wholesome Direct vorgestellt wurde. Eine große Rolle spielt sicher auch, dass Button City die Stadt neben dem letzten Animal Crossing-Dorf sein könnte. Die Ähnlichkeiten der Charaktere sind nicht von der Hand zu weisen. Und auch hier lohnt es sich, Kontakt zu allen Bewohner_innen des Städtchens zu suchen!

Die halten nämlich immer mal wieder einige Nebenquests parat, mit denen Fenchel neues Spielzeug für das Zimmer, kosmetische Items oder Knöpfe, also die hiesige Währung, bekommt. Zwar handelt es sich hierbei meist um äußerst einfache Aufgaben – wie das Finden versteckter Figuren oder das Sammeln von unzähligen Getränken – die daraus entstehenden Dialoge sind aber so herzlich geschrieben, dass ich selbst die ermüdendsten Aufgaben immer wieder angegangen bin. Da sich mit einem einfachen Knopfdruck die Szenerie wechseln lässt und Fenchel vom Supermarkt direkt vor die Arcade oder sonst wohin teleportiert werden kann, ging das immerhin recht fix. Enttäuscht war ich nur, wenn ich mit den Belohnungen nichts anfangen konnte. Und damit meine ich nicht, dass sie mir nicht geholfen haben. Nein, ich meine es wortwörtlich, weil das Spiel an manchen Stellen noch seine Macken hat. So konnte ich zwar einen stabilen Schnurrbart tragen, bei einem Hut spann das Spiel jedoch herum.

Der Fluch der Arcade

Die Probleme gingen dann auch weiter in den Videospielhimmel. Hier gibt es ein Rennspiel, ein Rhythmusspiel sowie das Gobabots-Minispiel. Letzteres funktioniert auf Grund seiner großen Bedeutung für die Geschichte ganz okay und macht einige Runden Spaß. Die anderen beiden Spiele sind dafür da, Treuepunkte zu gewinnen, mit denen sich neue Gobabots-Kapseln gekauft werden können. Das Rennspiel ist noch recht simpel gehalten, da Fenchel hier auf einer Strecke drei Runden fährt und boosten kann, wenn der Wagen durch Drifts in den Kurven die nötige Energie auflädt. Keine besondere Herausforderung und daher recht schnell sehr eintönig. Umso mehr Lust hatte ich auf die unterschiedlichen Songs des Rhythmusspiels. Doch das funktionierte gar nicht. Die Zeichen, die mir angeben sollten welchen Knopf ich wann zu drücken habe, erschienen einfach nie. Das ausgewählte Lied lief einfach zu Ende und ich stand dann da mit einem fantastischen Highscore von null Punkten.

Button City ist nun schon einige Wochen veröffentlicht. Daher ist es umso ärgerlicher, dass solche Probleme noch immer auftauchen und laut anderer Reviews auch schon zu Release vorhanden waren. Zum Glück hat das wenig Auswirkungen auf die sehr charmante Geschichte mit ihren alltäglichen Problemen, der so immerhin ohne Probleme nachgegangen werden kann. Nur, wenn ich mehr Zeit in dieser putzigen Welt verbringen will, wird es schwierig. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass Button City von einem sehr kleinen Team entwickelt wurde, was die Kapazitäten natürlich enorm einschränkt. Im Hinblick darauf kann ich die Macken also absolut verzeihen. Es vertreibt das unangenehme Gefühl, die die leeren Achievementplätze in mir auslösen, die ich einfach nicht füllen kann, weil das Spiel nicht funktioniert. Bis das gepatcht wird, richte ich meinen Fokus einfach auf das, was gut klappt. Denn auch da habe ich noch eine Gobabotsammlung, die komplettiert werden will.

7/10 🕹️🦊

Developer: Subliminal
Publisher: Wings Studios
Genre: Narrative Adventure
Team: Shandiin Woodward, Ryan Woodward (Game Design, Art Design, Writing), Benjamin Hanken, Valentina Hawes (Arcade Programming & Art), Devin Gabriel (Sound Effects)
Musik: Pedro Silva
Veröffentlichung: 12. September 2021 (Steam, PS5, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch)


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Redakteur | + posts

Die Couchkartoffel von WTLW. Sein Seelentier ist definitiv ein Relaxo! Am liebsten hockt er zu Hause und spielt Videospiele. Seine Nase steckt er dabei in alles mögliche, wagt sich an jedes Genre und hat schon diverse Horrorspiele abgebrochen, weil er nicht der Idiot sein wollte, der jetzt die Treppe herunter zum gruseligen Geräusch geht.

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