Aquamarine | Abtauchen in fremde Ozeane

Das ruhige Survival-Adventure Aquamarine von Moebial Studios und Hitcents um eine gestrandete Astronautin erinnert an Möbius‘ fantastischen Zeichenstil.

Ich habe bereits in meiner Angespielt-Serie über Aquamarine gesprochen. Alle Spiele dieses Artikels vom Juni 2021 sind mittlerweile erschienen und zum Teil auch von uns behandelt worden. Alle außer Aquamarine, in dem eine Astronautin namens The Seeker um ihr Überleben kämpft. Das Survival-Adventure hat schon damals mit seinem Zeichenstil begeistert – und mit der Steuerung enttäuscht. Seitdem ist viel passiert. Ein Beta-Playtest legte sowohl die Stärken als auch die Schwächen des Titels offen. Entspannt euch, lehnt euch in eurem Pod zurück, schließt die Luken und taucht mit mir ab in die vielfältigen Welten eines fremden Ozeans. Doch reden wir zuerst einmal über fremde Unterwasserwelten und die Kunst des Erkundens.

Landung auf Aquamarine in 3, 2, 1…

In Other Waters hat mir damals die Augen geöffnet. Stundenlang saß ich gebeugt über meiner Switch und habe den Raumanzug einer Astronautin durch eine Welt gesteuert, die ich nur auf minimalistischste Art und Weise wahrnahm. Statt die Pflanzen und Tiere zu sehen, sah ich nur ihre Bewegungsmuster und las ihre Beschreibungen. Die Verhaltensweise, der Lebensraum und ihre Besonderheiten formten eine Welt in meinem Kopf, die mich vollständig gefangen nahm. So, und nur so, dachte ich, darf ein Spiel ein „Alien Ocean“ aussehen! Der wissenschaftliche Ansatz, das selbst in turbulenten Situationen stressfreie Spielen und die zarten, natürlichen Farben rundeten diese Perle ab. Ermutigt nahm ich Proben, um sie später mikroskopisch zu untersuchen. Und dann kam Aquamarine daher und versprach mir eine visuelle Reise in einen solchen Ozean voller Schätze und Gefahren.

Aquamarine tritt in meinem Gehirn stets gegen In Other Waters an. Dabei haben die beiden Spiele nicht mehr gemein als die entspannte Reise durch eine fremde Wasserwelt. Doch wo ich eigentlich erkunden und entdecken möchte, kalkuliere ich stattdessen die Restenergie meines Pods, die Reichweite zurück zum sicheren Camp und das Risiko, ein neues Gebiet zu erforschen. Jede Entscheidung muss ich sorgfältig abwägen, sonst droht der Tod in den farbenfrohen Korallenriffen. Das Feedback der Community gibt mir Recht in meiner Meinung: Das unausgewogene Adventure macht das Erleben zur frustrierenden Dauerschleife. Obwohl Aquamarine insgesamt sehr hübsch aussieht, scheitert die bildliche Darstellung oft an eindeutigen Hinweisen. Eine wirre Steuerung und seltsame Mechaniken haben mir das Erlebnis mehr als einmal verhagelt.

Abtauchen oder kalte Dusche?

Aber keine voreiligen Schlüsse, bitte: Moebial Studios hört auf die Community. Jeder Kommentar, jedes Feedback, jeder Bug wird geprüft. Aus dem Playtest nimmt das Studio unter anderem eine deutlichere Kommunikation und eine ausgewogenere Balance im Schwierigkeitsgrad mit. Denn vor allem die Ressourcenknappheit zu Beginn hob letzteres auf ein unfaires Level. Ich hoffe, dass die Umsetzung dieser Ratschläge gelingt, sodass Aquamarine am 20. Januar 2022 pünktlich zum Big Adventure Event einen guten Start auf Steam hinlegen kann. Auch eine Switch-Version ist zusammen mit Publisher Hitcents bereits in Planung. Solche Vorgänge sind in der Entwicklung nicht ungewöhnlich. Deshalb wünsche ich dem Survival-Adventure nur das Beste, damit bald wieder Abenteurer_innen in tiefe Gewässer hinabtauchen können.

Redakteurin | + posts

Die Naturwissenschaftlerin von WLTW. Sie recherchiert alles, was im Entferntesten nach Informationen riecht. Weil ihre Kreativität im Studium zu kurz kommt, hat sie Indie Games für sich entdeckt, am liebsten Point-and-Clicks. Aber im Prinzip kann man sie für alle Puzzler, RPGs oder Lebenssimulationen begeistern.

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