Omno Review | Entspannter Gleitflug durch fantastische Welten

Im Puzzle-Platformer Omno des Bielefelder Solo-Entwicklers Jonas Manke können wir uns Zeit nehmen, die magische Flora und Fauna zu bestaunen.

Wenn in meiner Kindheit eine neue Katze bei uns eingezogen ist, war ich jedes Mal maximal aufgeregt. Ich wollte sie streicheln, knuddeln, mit ihr spielen und sie auf meinen Schoß heben. Die Kätzchen, die gerade erst von ihren Katzen-Mamas getrennt und in eine völlig fremde Umgebung gesetzt wurden, hatten nicht so viel Bock darauf. Auch wenn meine Menschen-Mama mich immer wieder zur Geduld ermahnt hat, wollte ich die kleinen Flauschbälle zu ihrem Glück zwingen. Das hatte zur Folge, dass sie sich im besten Fall vor mir versteckten – oder mir im schlechtesten Fall sämtliche Körperteile zerkratzten. Zurecht! Natürlich sind wir trotz Startschwierigkeiten irgendwann beste Freunde geworden. Keine der Parteien war da allzu nachtragend. Auch im Puzzle-Platformer Omno entdecke ich so einen flauschigen Gefährten, der mir anfangs immer wieder entwischt. Doch ich habe dazugelernt und übe mich in Geduld. Zum Glück gibt es in Omnos Welt noch genügend andere Wesen zu entdecken.

Abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch Wüsten und Eislandschaften

Omno zu spielen ist ein bisschen wie mit Mama und Papa in den Urlaub fahren. Kurz auf der viel zu langen, viel zu frühen Autofahrt eingenickt und schon findest du dich in einer wunderschönen, magischen und unbekannten Welt wieder. Als Kind war diese magische Unbekannte in meinem Fall meist Bayern, in Omno ist das ein sumpfartiges Gebiet irgendwo im Nirgendwo. Aber hey, immerhin schimmert die Sonne durch den frühmorgendlichen Nebel und Touris sind auch noch keine am Start. Sogar einen Wanderstock hat Omno immer dabei. Ein Stab, der sich im weiteren Verlauf des Abenteuers noch als äußerst nützlich erweisen wird. Wo keine anderen Menschen die Ruhe stören, sind meist umso mehr tierliche Bewohner anzutreffen. Anstatt auf eine miefige Autofähre steige ich hier auf eine riesige Schildkröte auf, die mich langsam durch den Sumpf watend an mein Ziel bringt: Auqui Pit. Wie könnte ich es nicht jetzt schon lieben?

Jedes Wesen, das ich entdecke, wird automatisch in ein Logbuch eingetragen. Hier kann ich mir noch einmal die Bezeichnung, eine Animation und eine kurze Beschreibung der Kreatur ansehen. Das Logbuch bietet Platz für 41 Einträge – und ich habe nicht vor, auch nur einen davon leer zu lassen. Die Wesen in Omno sind nicht nur hübsch anzusehen, sie sind auch äußerst hilfreich und sogar notwendig, um die verschiedenen Level zu lösen. Mithilfe seines „Wanderstocks” kann Omno den Geschöpfen Energie entlocken, die diese als kleine, leuchtende Sammelobjekte absondern. Diese Lichtenergie brauche ich, um einen magischen Monolithen zu aktivieren, der mir das Tor zur nächsten Welt öffnet. Das Schema ist immer dasselbe: Drei leuchtende Kugeln finden, Energie für den Monolithen sammeln, in die nächste Welt jumpen. So würden es zumindest Naturbanausen machen. Ich für meinen Teil nehme mir die Zeit, alles bis ins kleinste Detail zu erkunden. Jaaaa ok, und mich zu verlaufen.

Surfen, Gleiten, Dashen – Omno hat’s einfach drauf

Jedes Level in Omno ist etwas Besonderes. Von saftig grünen Landschaften über staubtrockene Wüsten bis hin zum Winter Wonderland wird mir hier alles geboten. Natürlich sind auch die Kreaturen an die verschiedenen Umgebungen angepasst, sodass sie mich auch dann noch beeindrucken können, wenn mein Logbuch schon prall gefüllt ist. Mit der Zeit lernt Omno neue Fährigkeiten, die unfassbar Bock machen. Neben dem Sprung, den er schon seit Beginn draufhat, kommen noch Dashen, Surfen, Gleiten und Teleportieren hinzu. Zum Surfen funktioniert Omno seinen Stab kurzerhand zum Surfbrett um. Dieser Skill fühlt sich so unglaublich smooth an, dass es einfach nur Freude macht. Dieser Tatsache war sich der Entwickler Jonas Manke alias Studio Inkyfox auch offenbar mehr als bewusst, denn er hat dafür sogar extra ein optionales Zeitrennen eingeführt. Dabei kann ich meine Surf-Fähigkeit perfektionieren, während ich durch eine glitzernde Schneelandschaft gleite und einfach alles um mich herum vergesse.

Aber auch den anderen Fähigkeiten merke ich an, dass Jonas bei der Entwicklung großen Wert auf Perfektion gelegt hat: Der Moment, in dem Omno kurz in Zeitlupe in der Luft schwebt, bevor er sich blitzschnell zum nächsten Objekt teleportiert, gibt mir auch nach dem zehnten Mal noch ein unglaublich befriedigendes Gefühl. Bei allem, was ich tue, spielt das Thema Licht eine große Rolle. Omno ist offenbar auf der Suche nach einem Portal, dass ihn ins Licht führt. Das erfahre ich durch Buchfragmente, die überall in den Welten versteckt sind. Auch die Augen der fantastischen Wesen leuchten – und haben mich damit sehr stark an die Kreaturen aus dem Abenteuer Fe erinnert, das auch Thema in meinem Redaktionslieblinge-Podcast war. Omno wirkt, als hätte in Fe auf einmal jemand das Licht eingeschaltet. Und das ist gut so, denn die fabelhaften Wesen verdienen es, in voller Pracht gesehen zu werden. 

Flauschiger Freund fürs Leben

Damit komme ich auch noch einmal zu dem pelzigen Freund, den ich eingangs erwähnt habe. Schon in einem der ersten Level entdecke ich den kleinen, grünen Knirps mit dem buschigen Schwanz und denke: der will mir doch irgendwas mitteilen. Aber immer, wenn ich mich ihm nähere, huscht er davon. So wie meine Kätzchen Sammy, Monja und Athos damals. Aber genau wie bei den Katzen schaffe ich es auch bei dem grünen Wesen, sein Vertrauen zu gewinnen. Mit jedem Level kommt es näher, zeigt mir den Weg zu wichtigen Stellen im Spiel, setzt sich irgendwann sogar auf meinen Kopf und lässt sich wohlwollend von mir streicheln. Ein Freund fürs Leben, den ich nicht mehr missen möchte. Die Beziehung zu ihm bringt die Story, die die ganze Zeit eher im Hintergrund daherplätschert und mich bis zum Ende nicht sonderlich interessiert hat, zu einem emotionalen Höhepunkt. Ob ich geweint habe? C’mon!

Wie so oft wird mir auch beim Schreiben über Omno wieder einmal erst im Nachhinein wirklich klar, wie sehr mich diese fantastische Welt der Leuchtaugenwesen doch berührt hat. Während des Spielens bin ich leider oft zu ergebnisorientiert, um einfach zu genießen. Zum Glück habe ich diese Reviews, um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Dass Omno in all seiner Schlichtheit wunderschön ist und zu unzähligen Screenshots einlädt, war mir schon seit dem ersten Trailer klar. Wie viel Liebe in die Gestaltung der einzelnen Geschöpfe geflossen ist, habe ich dann beim Spielen gespürt. Gemeinsam mit dem ruhigen Soundtrack, den befriedigenden Gameplay-Elementen und den relativ einfachen, aber überhaupt nicht langweiligen Rätseln ist der Puzzle-Platformer eine Entspannungsreise der ganz besonderen Art. Ich kann mich zurücklehnen, beobachten, wie die Sonnenstrahlen hinter dem Felsen hervorscheinen, wenn ich die Kamera ein bisschen anders neige und auf meinen Wanderstock-Surfbrett in den Sonnenuntergang gleiten. 

8/10 ✨🦕

Developer: Jonas Manke aka StudioInkyfox
Publisher: Future Friends Games,
Genre: Puzzle-Platformer
Einzelentwickler: Jonas Manke
Musik: Benedict Nichols
Veröffentlichung: 29. Juli 2021 (Steam, Epic Games Store, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One)


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Redakteurin | + posts

Der Noob von WTLW. Sie kennt sich in der Gaming-Welt nicht so gut aus wie ihre Kolleg_innen, lernt aber gerne dazu. Klassisch mit “Die Sims” in die Gaming-Szene eingestiegen, spielt sie heute am liebsten Adventures, Platformer und Puzzle-Games. RPGs sind auch okay – aber nur, wenn sie schön aussehen.

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