Death’s Door Review | Wenn der Sensenmann zwei Mal kräht

Mit viel Action und einem tollen Soundtrack schicken euch Acid Nerve als Krähe in Death’s Door auf die Jagd nach verlorenen Seelen!

Das Studio hinter diesem Spiel dürfte euch vielleicht bekannt vorkommen. Acid Nerve haben Titan Souls entwickelt. Habt ihr dort noch Bosskampf um Bosskampf direkt nacheinander bestreiten dürfen – wobei jeder Gegner mit nur einem einzigen Treffer besiegt wurde, der Held aber ebenfalls so schnell ableben konnte – ist Death’s Door ein deutlich umfangreicheres Projekt geworden. Auch wenn die großen Bosskämpfe bleiben, gibt es hier zusätzlich zahlreiche kleinere Gegnerhorden, die den Weg zu den Bossen erschweren sowie einige Puzzle und viele versteckte Geheimnisse und Upgrades für den eigenen Charakter – eine kleine Krähe, deren täglich Brot es ist, Seelen ins Jenseits zu befördern. Das scheint kein besonders toller Job zu sein, aber irgendwer muss ihn ja erledigen. Ich habe ein paar geheime Dokumente dieser kleinen Krähe finden können, die euch sicherlich einen besseren Eindruck verschaffen werden, was diese Arbeit so mit sich bringt.

Der Auftrag

Ich bin gescheitert. Die große Seele, welche ich eigentlich einsammeln sollte, wurde mir gestohlen und von einer alten Krähe in eine Türe geworfen. Nun steckt sie dort fest und ich muss drei weitere große Seelen besorgen, um die Türe endgültig zu öffnen und meine Seele zurückzuerhalten. Diese großen Seelen stammen von Lebewesen, die dem Tod bisher ein Schnippchen schlagen konnten und viel zu lange auf der Erde wandeln. Die große Krähe hat mich in diese missliche Lage gebracht, weil sie selbst eine große Seele zurückbringen muss, hinter der sie schon sehr lange her ist. Schafft sie es nicht, war es das mit der Unsterblichkeit. Ja, die Arbeit als Schnitter hat zwar seine Vorteile, was die eigene Lebenserwartung angeht, aber sobald wir unseren Aufträgen nicht mehr nachgehen, neigt sich auch unsere Zeit auf dieser Welt dem Ende zu. Vorschriften sind Vorschriften!

Unsicherheit ist ein ständiger Begleiter. Will ich hier überhaupt arbeiten? Das Büro hat mich schon immer deprimiert. Alles wirkt so farblos, so eintönig, alles muss genau nach Plan laufen. Die vielen Türen, die mich in die unterschiedlichsten Welten bringen, sprudeln so vor Leben, sind durch die starken, nicht verschwindenden Seelen allerdings auch zu gefährlichen Orten geworden. Hier und da treffe ich auf herzliche Gestalten, die mir Unterstützung anbieten. Besonders mit dem Totengräber verstehe ich mich bestens, der es selbst bei den fiesesten Seelen noch schafft, ein paar rührende Worte zu finden. Durch und durch schlecht scheint niemand zu sein. Das Bedürfnis, dem Tod zu entrinnen, wohnt den meisten Lebewesen augenscheinlich inne. Kein Wunder also, dass sie sich nicht darüber freuen, wenn ich plötzlich in ihre Stube geflattert komme. Aber das ist der Zyklus. Jedes Leben muss irgendwann enden. Sonst kann es kein Neues geben!

Das Werkzeug

Die Schnitter (offizieller Name der Krähen im Dienst des Herren der Türen) haben sowohl Waffen, als auch Zaubersprüche, um die ihnen zugeteilten Seelen zu fangen. Helfen die Zauber neben dem Kampf auch noch, sich in der Welt zurechtzufinden, da Feuer Hindernisse wegbrennen, die Bombe Felsen wegsprengen und der Enterhaken Abgründe überwinden kann, ist der Bogen und das Waffenarsenal rein für den Kampf vorgesehen. Gerüchten zu Folge kämpfen manche Schnitter einfach mit ihrem Regenschirm, ich bevorzuge meine Klingen oder diesen elektrisierenden Hammer, den ich auf einer Mission gefunden habe. Das ursprüngliche Schwert ist sicherlich solide, jedoch empfehle ich jedem aufstrebenden Schnitter, die Augen offenzuhalten. Ab und an lässt sich in einem kleinen Versteck eine Waffe mit mehr Wumms oder der Möglichkeit zu schnelleren Angriffen finden. Die Vogelperspektive, mit der wir auf unsere Welt blicken, mag nicht die beste Übersicht bieten. Doch gerade deswegen sollte jeder Winkel genaustens untersucht werden!

Manchmal gelingt so der notwendige Perspektivwechsel, um weitere Seelen zu finden oder Artefakte, die Lebensenergie und Magieeinsätze erhöhen. Das ein oder andere glänzende Schätzchen könnte dort auch rumliegen, um den Schreibtisch im Büro zu dekorieren. Je besser ein Schnitter ausgerüstet ist, desto einfacher werden die Kämpfe. Mit Seelen können Upgrades für die eigenen Fertigkeiten gekauft werden und wer dann noch in der Lage ist, die Ausweichrolle perfekt zu platzieren, sollte von den Feinden nicht mehr erwischt werden. So nützlich die Zauber für die Erkundung der Welt sind, ist gerade im Kampf eben diese Rolle und ein hohes Angriffstempo das allerbeste Rezept gegen alle Feinde. Der Bogen und andere Zauber können eh nicht allzu oft eingesetzt werden, bevor durch herkömmliche Schläge der Magievorrat wieder aufgefüllt werden muss. Also lernt eure Fertigkeiten in den richtigen Momenten geschickt einzusetzen und der Erfolg im Schnittergewerbe dürfte sicher sein!

Das Problem

Persönliche Notiz: Ich verstehe bestens, wenn Schnitter ihren Arbeitsalltag irgendwann als eintönig empfinden. Der graue Büroalltag ist nicht für jeden gemacht. Es kann auch deprimieren, dass trotz der vorhandenen Vielzahl an Möglichkeiten, auf Seelenjagd zu gehen, die Herangehensweise an zahlreiche Feinde wenig abwechslungsreich ist. Ich habe gehört, dass viele Menschen unsere Arbeit mit einem The Legend of Zelda vergleichen. Und während das bei der Masse an kleinen Geheimnissen, die es in unseren Einsätzen zu entdecken gibt, auch zutreffen mag, ist es gerade die Eintönigkeit der Kämpfe, die diesen Vergleich ruiniert. Nehmen wir die großen Bosskämpfe mal beiseite, da die wirklich ein Highlight unseres Jobs sind, liegt die Schwierigkeit an anderer Stelle oftmals nur darin, dass Widersacher über Widersacher in den Ring geworfen werden. Die Herausforderung besteht darin, hier nicht überrannt zu werden. Passiert das zum fünften Mal in einem Gebiet, wäre ich auch lieber Klempner geworden.

Aber welcher Job ist schon perfekt, oder? Dafür stehen auf der anderen Seite zum Beispiel die tollen Klänge, die uns auf die Ohren gespielt werden. Wenn ich meine Kopfhörer aufdrehe, dann schlitze ich mich in einen wahrhaften Rausch und denke nicht mehr darüber nach, dass ich diese Monster hier gerade zum hundertsten Mal ins Jenseits befördere. Und auch die Charaktere, für die wir diese Arbeit machen, sind mir ans Herz gewachsen. Hier weiß ich, dass ich immer einen Platz am Lagerfeuer haben werde, egal wie schlimm alles aussieht. Es ist immer Zeit für einen netten Plausch und trautes Beisammensein. Wenn wir jetzt noch eine Gewerkschaft für unsere Interessen nach mehr Abwechslung gründen könnten, wären meine Bedenken, euch diesen Job zu empfehlen, komplett beiseite gewischt. Aber hey, immerhin ist das ein Ziel, für das es sich auch weiter zu kämpfen lohnt!

8/10 🐧

Developer: Acid Nerve
Publisher: Devolver Digital
Genre: Action Adventure
Team: David Fenn (Game-/Leveldesign); Mark Foster (Gamedesign, Writing, Programming, Animation); Frits Olsen (Art-/UI-Design); Sarah Morris (Concept Art)
Musik: David Fenn
Veröffentlichung: 20. Juli 2021 (Steam, Epic Games Store, GOG, Xbox Series X|S, Xbox One)


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Redakteur | + posts

Die Couchkartoffel von WTLW. Sein Seelentier ist definitiv ein Relaxo! Am liebsten hockt er zu Hause und spielt Videospiele. Seine Nase steckt er dabei in alles mögliche, wagt sich an jedes Genre und hat schon diverse Horrorspiele abgebrochen, weil er nicht der Idiot sein wollte, der jetzt die Treppe herunter zum gruseligen Geräusch geht.

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