Overcooked! All You Can Eat Review | Multiplayer-Kochspaß ohne Grenzen

Overcooked! All You Can Eat vereint beide Teile des kooperativen Kochspiels. Alle DLCs gibt’s noch als Dessert oben drauf.

Dieser Review möchte ich eine Warnung voranstellen: Kooperative Multiplayer stellen Freundschaften und Beziehungen auf die Probe. Die enttäuschten Blicke, wenn das Ziel nach virtuosen, rekordverdächtig schnellen Tastenkombinationen nicht erreicht wurde, vergisst du nie wieder. Auch böse Worte werden fallen. Lass dich davon nicht runterziehen. Lass den Hass an dir herabgleiten – langsam und qualvoll wie die Nudel, die an der etwas schmierigen Küchenfliese herunterrutscht, wenn du den perfekten al dente Moment mal wieder verpasst hast. DU kannst das schaffen. IHR könnt das schaffen. Vielleicht. Denn wenn ihr in Overcooked! All You Can Eat die begehrten drei (Michelin-)Sternchen ergattern wollt, dann müsst ihr schon ein verdammt gutes Team sein.  Was hier erwartet wird, ist absolute Königsklasse. Und dass jetzt auch noch hoch drei, denn die neue Version packt Overcooked!, Overcooked! 2 und alle DLCs in einen einzigen, großen Kochtopf. Da brat mir einer ’nen Storch!

Absurder Spielspaß trifft knallhartes Küchen-Chaos

Ebenfalls warnen möchte ich vor eventuell sehr schlechten Essens-Wortspielen, die euch in dieser Review begegnen könnten. Das mache ich natürlich nur, um dem Overcooked!-Stil treu zu bleiben: Immerhin befindet ihr euch hier im Zwiebelreich, das vom Zwiebelkönig regiert wird. Eure Aufgabe ist zunächst, das Reich vor dem Ewig Schmachtenden zu beschützen, indem ihr ihm möglichst viel Essen in den Schlund schiebt. Im zweiten Teil der Reihe bekommt ihr es dann mit den unheimlichen Unbroten in Form von Zombie-Toastbroten zu tun. So weit, so klar, oder? Um ehrlich zu sein, hat mich die Story hinter Overcooked nie wirklich gejuckt. Zwar ist der Zwiebelkönig sehr erpicht darauf, euch und euren Mitspieler_innen zwischen den Leveln gut zuzureden und euch eure Verantwortung bewusst zu machen. Ich war aber meistens damit beschäftigt, seinen Hund Kevin zu streicheln. K-E-V-I-N! Wie random und großartig kann der Name eines Hundes, der einer gekrönten Zwiebel gehört, eigentlich sein?

Ihre Absurdität ist eine der ganz großen Stärken der Overcooked!-Reihe. Doch so abstrus euch das alles auch erscheinen mag, in der Küche geht es knallhart und bierernst zu (Bier, hehe). In jedem Level habt ihr die Aufgabe, eine bestimmte Anzahl an Punkten zu erreichen. Die bekommt ihr, indem ihr schnippelt, kocht, bratet, aufspießt, püriert und serviert, was das Zeug hält. Das funktioniert alleine oder mit bis zu drei Freund_innen. Wer alleine spielt, kann das oben erwähnte Konfliktpotenzial übrigens nur bedingt umgehen. Im Single-Player-Modus müssen nämlich zwei Köche parallel gesteuert werden – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass auch an sich selbst adressierte Kraftausdrücke verletzend sein können. Wer alles aus Overcooked! All You Can Eat herausholen möchte und genug Freund_innen auf der Ersatzbank hat, spielt aber natürlich im Multiplayer Modus. Das funktioniert lokal oder online – und zum ersten Mal sogar plattformübergreifend.

Eins, zwei oder drei? Was ist denn jetzt neu im neuen Overcooked! All You Can Eat?

Eine der entscheidenden Neuheiten des jüngst erschienenen dritten Teils Overcooked! All You Can Eat ist der Online Multiplayer Modus, der erstmalig auch für den ersten Teil der Reihe freigeschaltet wurde. Allein dadurch bekommt ihr rund 30 Level, in denen ihr endlich auch online so richtig schön über eure Mitspieler_innen herziehen könnt. Pro Tipp: Wer die ebenfalls neue Sprachchat-Funktion nicht einschaltet, kann sogar noch schlimmere Schimpfwörter benutzen, um seine Koop-Köch_innen zur Sau zu machen! Auch das Online-Spiel mit zufällig ausgewählten Fremden ist jetzt zum ersten Mal möglich. Hier ist es allerdings noch schwieriger, sich zu einigen, wer denn jetzt die Tomaten schneidet und wer endlich mal wieder die Teller spült. Außerdem waren die Server bei meinen Online-Sessions ziemlich leer, sodass ich nach längerer Wartezeit meist nur eine_n Mitspieler_in gefunden habe. Zumindest aber liefen die Online Spiele sehr flüssig und ohne größere Verbindungsprobleme.

Neben den Online-Updates hat Overcooked! außerdem ein Facelift bekommen, sodass es seinem großen Bruder Overcooked 2! optisch in nichts mehr nachsteht. Da ich die ersten Teile auf der Switch und den neuen Teil auf der Xbox Series S gespielt habe, hinkt mein Eindruck zur Grafik wahrscheinlich etwas. Natürlich sieht auf der neuen Konsole alles detailreicher und schärfer aus. Bei dem quietschbunten Comic-Stil macht das aber generell keinen allzu großen Unterschied. Im direkten Vergleich alt vs. neu fällt auch auf, dass die Perspektive des ersten Teils optimiert und an Overcooked 2! angepasst wurde. Dadurch habt ihr jetzt ein etwas weiteres und komfortableres Blickfeld und merkt quasi gar keinen Unterschied mehr, wenn ihr im Hauptmenü nach Lust und Laune zwischen Teil eins, zwei und den Extra-Leveln hin- und herspringt. Einzig auf die Funktion, euren Mitspieler_innen rohe Zutaten an den Kopp zu werfen, müsst ihr in Teil eins leider weiterhin verzichten.

Zu viele Köche verderben den Brei – oder?

Als Ausgleich für den fehlenden Wurfmechanismus bekommen wir aber eine große Auswahl an neuen Köch_innen, die jetzt endlich alle übersichtlich auf einen Blick durchstöbert werden können. Eine der schwierigsten Aufgaben stellt sich also schon zu Beginn, wenn ihr entscheiden müsst: Möchtet ihr ein sonnenbebrilltes Einhorn, oder doch lieber ein Walross mit Monokel spielen? Hinzu kommt, dass ihr jede_n Köch_in jetzt auch in zwei verschiedenen Farbvarianten auswählen könnt. Manchmal ist das Leben einfach nur hart. Neben solchen netten Spielereien ist auch an den Ladezeiten des Koop-Games gefeilt worden. Jetzt könntet ihr denken, dass ich euch hier mit meiner neuen Konsole von einer mindblowing experience berichten würde. Insgesamt kamen mir die Ladezeiten zwar tatsächlich ein bisschen kürzer vor, aber weltbewegend fand ich den Unterschied allerdings nicht. Ein weiteres neues Feature, was besonders für Einsteiger_innen interessant sein könnte, ist ein Hilfe-Modus, der das Spielerlebnis weniger stressig macht. Aber irgendwie auch lame, oder?

Wenn ihr noch kein Spiel aus der Reihe besitzt, lohnt Overcooked! All You Can Eat sich auf jeden Fall. Hier bekommt ihr wirklich ein 3-Gänge-Deluxe-Menü, das keine Wünsche offenlässt. Wer weniger Wert auf den Online Modus legt und bereits Overcooked 2! und vielleicht sogar schon einige DLCs besitzt, wird offen gesagt nicht allzu viel Neues entdecken. Da Couch-Koop momentan aber eher schwierig ist (an alle Leser_innen der Zukunft: Wir befinden uns momentan in einer globalen Pandemie) ist das Online-Feature für mich unverzichtbar geworden. Mich hat dieses wahnsinnig wirre, nervenaufreibende und wuselige Kochspiel wirklich durch diese freudlose Zeit begleitet und sie hier und da sogar ein bisschen aufregend gemacht. Deshalb war es von Anfang an beschlossene Sache, dass ich auch den ersten Teil mit meinem Overcooked Buddy No. 1 spielen will – und zwar online. Allein dafür hat es sich gelohnt. Fun Fact: Wir sind immer noch befreundet!

8/10 👨‍🍳 👩‍🍳

Developer: Team17, Ghost Town Games
Publisher: Team17
Genre: Kochspiel, Lokaler/Online-Koop, Partygame
Team: Chris Brown, John Dye (Lead Programmers), Kevin Carthew (Creative Director), Luca Imbriani (Lead Designer), Nick Gomersall (Art Director), Gemma Langford (Story)
Musik: Danny Hey
Veröffentlichung: 23. März 2021 (Steam, PS5, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch)

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Redakteurin | + posts

Der Noob von WTLW. Sie kennt sich in der Gaming-Welt nicht so gut aus wie ihre Kolleg_innen, lernt aber gerne dazu. Klassisch mit “Die Sims” in die Gaming-Szene eingestiegen, spielt sie heute am liebsten Adventures, Platformer und Puzzle-Games. RPGs sind auch okay – aber nur, wenn sie schön aussehen.

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