In To The Rescue! dürfen wir nicht nur Fellnasen zu neuen Familien verhelfen, sondern unterstützen Tierheime auch im echten Leben.
Jedes Jahr landen alleine in Deutschland circa 300.000 Tiere in Tierheimen. Oft wäre dies vermeidbar, wären sich die Besitzer_innen ihrer Verantwortung im Vorhinein bewusster gewesen. Welpen als Weihnachtsgeschenke, zu hoher Arbeitsaufwand und ähnliche Gründe führen zu vernachlässigtem Tierwohl. So haben die oftmals ehrenamtlichen Helfer_innen der Tierheime alle Hände voll zu tun, um die Vierbeiner zu versorgen und weiterzuvermitteln. Da freut es umso mehr, wenn die Schützlinge ein Happy End bekommen und zu einer fürsorglichen Familie umsiedeln. To The Rescue! A Dog Shelter Simulator vom sechsköpfigen Team Little Rock Games und Publisher Freedom! Games ködert Spieler_innen mit knuffigen Hunden, vermittelt dabei aber auch den harten Alltag und die prekäre wirtschaftliche Lage von Tierheimen.
Adopt, dont shop!
To The Rescue! stellt uns vor die Herausforderung ein erfolgreiches Tierheim zu leiten. Im Mittelpunkt stehen die Hunde, das ist klar. Doch bevor deren Bedürfnisse erfüllt werden können, ist die notwendige Infrastruktur aufzubauen und zu erhalten. Die Vierbeiner brauchen genug Platz, die Besucher_innen erwarten sich eine einladende Atmosphäre, in der sie ihre potenziellen Haustiere kennenlernen dürfen. Neben dem Aufbau und der schrittweisen Expansion unserer Strukturen, dürfen wir die laufenden Kosten nicht vergessen, die zur Versorgung anfallen. Verschiedene Hunderassen haben unterschiedliche Bedürfnisse, Futter und Medikation muss dementsprechend angepasst werden. Auch Spielzeug ist wichtig, damit sich unsere Kuschelpartner_innen nicht langweilen. Und ja, das Streicheln der Hunde ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels. An dieser Stelle könntet ihr eigentlich aufhören zu lesen und euch To The Rescue! auf die Wishlist knallen.
Doch so einfach ist das Leben als Tierheimbesiter_in auch wieder nicht. Die Finanzen kratzen permanent am Limit. Um zu überleben, müssen wir erfinderisch werden. Neben Spenden, Adoptionsgebühren und Fundraisern versuchen wir potenzielle Investoren von unserer Sache zu überzeugen. Alle Hunde, die uns angeboten werden, können wir niemals aufnehmen, weshalb wir harte Entscheidungen treffen müssen, die das Wohl der Tiere betrifft. Angestellte helfen und nehmen Druck, sind aber teuer. Schließlich müssen wir alles dafür tun, um kranke Hunde wieder aufzupäppeln. Wenn wir am Ende des Tages alle Widrigkeiten überstehen, können wir vielen vierbeinigen Freund_innen helfen, doch der Weg zum perfekt laufenden Tierheim ist lang und mühselig.
Quantität und Qualität
Die Hunde sind das Herz des Spiels. Um trotz prozeduraler Generierung jedes Tier in To The Rescue! einzigartig zu machen, setzen die Developer auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Rassen und verschiedenen Merkmalen. Auf diese Weise soll sich jeder neue Wauwau besonders und einmalig anfühlen. Neben positiven Eigenschaften entwickeln sich allerdings auch negative Merkmale, sodass der Umgang mit den knuffigen Kläffern sich nicht immer einfach gestaltet. Schließlich ist es essentiell, dass wir den Bedürfnissen der Fellnasen auch dementsprechende Menschen entgegenstellen, die bestens geeignet sind. Ein alter launiger Hund, der seine Ruhe will, wird wohl kaum in eine Großfamilie mit Kleinkindern und anderen Hunden passen. Der perfekte Match will gefunden werden, damit unsere Schützlinge mit neuen besten Freund_innen belohnt werden.
Zwischen Management und trockenem Zahlenschubsen, einfühlsamen Vermittlungsversuchen und fröhlichen Spielsessions mit den Fellnasen sollte kaum Langeweile aufkommen. Mit der Zeit sparen wir uns hier und da genug Überschuss an, um weitläufigere Spielzonen oder komfortablere Unterbringungen zu kaufen. Mit luxuriöseren Bleiben gehen auch Spezialslots einher, die genau abgestimmte Upgrades ermöglichen. Stresst sich Fido zu sehr? Einfach ein Radio mit entspannender Musik einbauen. Nicht kuschelig genug? Schön dicke Kissen helfen sofort! Auch unsere Fähigkeiten als Tierheimchef_innen steigen, was sich durch freischaltbare Verbesserungen im „LeashedIn-Fähigkeitenbaum“ bemerkbar macht. So stehen uns nach einiger Zeit zum Beispiel temporäre Pflegefamilien zur Verfügung, die unser Heim in Krisenzeiten entlasten können, sollten wir aus allen Nähten platzen.
Traurige Realität in To The Rescue!
Die Tierheimsimulation gibt sich bunt und mit comichaftem Grafikstil. Doch trotz des fröhlichen und optimistischen Ansatzes, der die Tierliebe der beteiligten Personen vermittelt, wollen die Entwickler_innen den harten Alltag von Tieren in Heimen nicht ausblenden. Außerdem soll die Leistung aller Mitarbeiter_innen von Tierheimen in ihrem Spiel gewürdigt werden. Das Team rund um Olivia Dunlap und Tanner Marshall ist sich der Verantwortung bewusst, die mit der Darstellung von Tierheimen einhergeht und will Aufmerksamkeit schaffen. Deshalb haben sich Little Rock Games dazu entschieden keinen Aspekt auszulassen und auch den Tod von Tieren in ihr Spiel einzubauen. Wird unser Tierheim voll, so ist die Euthanasie ein letztes Mittel. Wollt ihr diesen Aspekt nicht miterleben, so ist er mit einem einfachen Klick im Optionsmenü ausgestellt. Um aber auch messbare Hilfe für reale Tierheime zu bieten, werden 20% der Einnahmen des Verkaufs von To The Resuce! A Dog Shelter Simulator gespendet.
Der Entschluss zur Spende ist eine tolle Sache, die das Anliegen der Entwickler_innen für mich nur noch glaubwürdiger macht. Aber auch gameplaytechnisch macht der Tierheimsimulator schon einen in sich ausgereiften Eindruck. Ich weiß jetzt schon, dass ich den Hunden kreative und ausgefallene Namen geben werde und ein Drittel der Spielzeit mit Streicheln und Spielen verbringen werde. Dabei sollten die ökonomischen Aspekte nicht unterschätzt werden, denn wer kuscheln will, muss auch mit anpacken! Wer auf dem neuesten Stand bleiben will, kann nicht nur die Steam Seite von To The Rescue! besuchen, wo ein Release im Herbst 2021 genauso wie auf Switch geplant ist, sondern auch die Dev Diaries von Little Rock Games durchschmöckern.
Der Historiker von WTLW. Spielt alles vom Walking Simulator bis zum Point-and-Click Adventure, am Liebsten aber RPGs mit guter Narrative und Strategie.