Spirit Of The Island | Ab auf die Insel!

Spirit Of The Island sucht im Dschungel der entspannten Inselabenteuer nach seiner persönlichen Note.

Nehmen wir an, ich kreuze Stardew Valley mit Animal Crossing. Bekomme ich das perfekte Lebenssimulationsspiel? Ich weiß, ich rede zu oft über Animal Crossing, aber ich habe noch nicht über Stardew Valley gesprochen. Das Indie-Spiel hat eine ganze Welle an „Stardew-Likes“ hervorgerufen und das Genre inspiriert. Ich habe selbst viele Stunden auf meiner Farm verbracht, mich durch die Minen gehackt und Gemüse angebaut. Und gerade weil Stardew Valley so gesehen das perfekte Farm-Spiel ist, runzele ich immer die Stirn, wenn ein weiterer Klon erscheint. Irgendwo sind die Möglichkeiten begrenzt ein Spiel auf einer einsamen Insel/Farm/Hütte zu verbringen. Und bei der enormen Anzahl an Alternativen, die sich gerade in verschiedensten Entwicklungsstadien befinden, herrscht für mich als Spielerin ein Überangebot. Im Grunde ähneln sich diese Simulations-Ableger stark.

Wo ist er denn, der Spirit der Insel?

Daher ist es auch nicht weiter überraschend, dass sich Spirit Of The Island großzügig bei den Vorbildern bedient, zu denen neben den genannten auch Moonlighter und Legend Of Zelda gehören. Dazu zählen nicht nur die Grundlagen des Farmens, Craftens und Erkundens. Speziell die Charaktererstellung ist zum jetzigen Zeitpunkt wenig vielfältig und ruft ein weiteres kritisches Stirnrunzeln in mir hervor. Ich darf die Haarfarbe wählen, dafür stehen mir einige Grundfarben zur Verfügung. Für die Hautfarbe gibt es nur vier Auswahlmöglichkeiten, die auf mich sehr klischeebehaftet wirken. Gleiches gilt für die Geschlechterwahl. Dazu ein paar fesche Frisuren, fertig ist die knuffige Chibi-Figur. Im Gegensatz zu Stardew Valley setzt Spirit Of The Island auf einen Comic-Stil mit runden Bäumchen, knubbeligen Häuschen und stupsnasigen Kühen.

Ich durfte die Demo anspielen, und – ihr merkt es vielleicht – noch erschließt sich mir nicht, welches Alleinstellungsmerkmal 1M Bits Hordes Werk von den anderen seiner Art abhebt. Vielleicht sind es die touristischen Attraktionen, mit denen ich meine Insel aufwerten kann. Oder sind es die Piraten, die für den Kampfaspekt verantwortlich sein dürften? Sind es die Charaktere, die ich treffen darf und die der Website zufolge alle „schrullig“ sind? Ihr seht mich ratlos. Was haben diese Lebenssimulationen, dass man nur seltsame, verschrobene und eigenbrötlerische Figuren trifft?! Vielleicht halte ich mich stattdessen lieber an die Hühner, die sehen nämlich witzig aus. Oder ich erkunde die mysteriösen Höhlen, ohne die solche Spiele nicht auskommen. Und natürlich darf ich craften und muss auf meine Ausdauer und Energie achten. Ob Spirit Of The Island die Balance zwischen Erkundung, Ausbau und Kampf-Elementen trifft, wird sich voraussichtlich im dritten Quartal 2021 im Early Access auf Steam zeigen.

Tropenidylle aus der Soloentwicklerschmiede

Hinter dem kryptischen Studionamen 1M Bits Horde steckt eine einzelne Person namens Alexandre Kikuchi, der_die in Brasilien lebt und seit 2020 an dem neuen Projekt arbeitet. Mittlerweile beschäftigt er_sie auch ein richtiges Team, das die Vision zum Leben erwecken soll. Ich kann nur hoffen, dass Spirit Of The Island sich von den Klischees löst und statt zu einem Klon zu einem eigenständigen Werk mit viel Herz wird. Ich sehe viel Potenzial, gerade was die Erschließung einer verwilderten Insel angeht. Aber ich sehe auch einige Stolpersteine. Eine Kickstarter-Kampagne läuft noch bis zum 9. September, neben der grundlegenden Finanzierung über $50.000 (ca. 42.400€) werden ein Multiplayer-Modus und eine Konsolen-Portierung angepeilt. Mit META Publishing ist auch schon ein Publisher gefunden, der bisher ein überschaubares Portfolio aufweist. Ich hoffe jedenfalls, dass die bunte Lebenssimulation rechtzeitig ihren einzigartigen Fingerabdruck findet und mich damit in ihre tropischen Gefilde lockt.

Redakteurin | + posts

Die Naturwissenschaftlerin von WLTW. Sie recherchiert alles, was im Entferntesten nach Informationen riecht. Weil ihre Kreativität im Studium zu kurz kommt, hat sie Indie Games für sich entdeckt, am liebsten Point-and-Clicks. Aber im Prinzip kann man sie für alle Puzzler, RPGs oder Lebenssimulationen begeistern.

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