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TASOMACHI: Behind The Twilight Review | Springen, fallen, fluchen

Tasomachi: Behind The Twilight

In TASOMACHI: Behind The Twilight springst und puzzlest du dich durch wunderschöne Landschaften. Das kann Spaß machen und zermürben.

Fantasy war noch nie mein Ding. Ich oute mich – wieder mal: Harry Potter ist das einzige Buch, bei dem ich auf Seite 50 ABBRUCH gerufen habe. Beim ersten Teil von Herr der Ringe bin ich vor Langweile eingeschlafen. Den Hobbit habe ich nur geguckt, weil ich wissen wollte, wo mein Spitzname herkommt. Seitdem hoffe ich, dass die Assoziation Hobbit – Nina eher meiner Körpergröße als meiner Fußbehaarung geschuldet ist. Selbst bei Fantastische Tierwesen, den ich mir einzig Eddie Redmayne wegen reingezogen habe, hat meine Äuglein zum Zufallen gebracht. Von der Existenz von Final Fantasy weiß ich, habe aber noch nie einen der Titel angerührt. TASOMACHI: Behind The Twilight hat mein Interesse trotzdem geweckt. Zwar schrie der Trailer eindeutig „Ich bin Fantasy und ich habe nicht vor das zu verstecken!“, trotzdem habe ich mich wie so oft vom allzu hübschen Artstyle verzaubern lassen. Ob ich zum Fantsasy-Fan geworden bin? Puh.

Wieso, warum, weshalb? Diese Fragen bleiben in Tasomachi: Behind The Twilight unbeantwortet

Tasogare ni Nemuru Machi – oder kurz: Tasomachi – bedeutet Schlafende Stadt im Zwielicht. Womit wir auch schon beim zentralen Thema des Platformers wären. Städte versinken in einem dunklen, dichten Nebel und Yukomo soll das ändern. Yukomo ist ein junges Mädchen, das eigentlich mit ihrem Luftschiff die Welt bereisen wollte. Weit kommt sie allerdings nicht und strandet in einer Stadt, in der es schon seit längerer Zeit keine Bewohner_innen mehr zu geben scheint. Die einzigen Lebewesen, die sie hier antrifft, sind Katzen, die eine Art Kutte tragen. Gibt grundsätzlich schlechtere Ausgangspositionen. Trotzdem will Yukomo hier nicht bleiben und sucht Teile, um ihr Luftschiff zu reparieren. Das ist erstaunlich schnell erledigt. Anstatt sich eine der süßen Katzen zu schnappen und einfach wieder abzuhauen, lässt sie sich aber von den Fellnasen breitschlagen, eine andere Stadt zu retten, die in einen mysteriösen Nebel gehüllt ist. Mit dem frisch reparierten Gefährt macht sie sich also los.

Jede neue Stadt, die ich mit Yukomo bereise, ist zunächst in den erwähnten, mysteriösen Nebel gehüllt. Und deswegen gibt es in keiner dieser Städte Menschen, ausschließlich Katzen, die uns zu einer heiligen Stätte lotsen. Hier warten zahlreiche Räume mit Plattform-Puzzles auf mich, die alle einem ähnlichen Schema folgen: Platten bewegen sich, verschwinden und tauchen wieder auf. Mein Ziel liegt am anderen Ende eines jeden Raums. Dort befindet sich eine orange leuchtende Laterne – die Source of Earth. Habe ich diese Laternen in allen Räumen eingesammelt, öffnen sich die Pforten zu einem heiligen Baum, der den Nebel verschwinden lässt – und damit meine Katzen-Freunde sehr glücklich macht. Warum ich Laternen sammle? Keine Ahnung. Ich vermute, weil sie optisch sehr gut in das orientalische Setting passen. Woher der Baum seine Macht bekam und was genau es mit diesem Nebel auf sich hat, wird auch nicht verraten.

Geblendet von der Schönheit

Wie du vielleicht schon herausgelesen hast, ist die Story von TASOMACHI: Behind The Twilight sehr überschaubar bis nicht vorhanden. Zwar erfahre ich grob, was zu tun ist, Fragen nach dem Warum bleiben aber offen. Der einzige Anreiz, die Puzzle zu lösen und dem Baum seine Magie zu entlocken, bleibt deshalb, die Schönheit der Stadt zu entfachen. Verschwindet der graue, dreckige Schleier, erstrahlt die Umgebung nämlich in kräftig leuchtenden Farben und sieht wirklich wunderschön aus. In den geheilten Städten verbringe ich dann auch noch eine ganze Weile. Denn auch wenn der Nebel verscheucht ist, muss ich auf die Suche nach weiteren Laternen gehen, um den Weg ins nächste Gebiet freizuschalten. Da zwar alles sehr schön, aber irgendwie auch ziemlich gleich aussieht, hatte ich damit so meine Mühen. Zwar habe ich die orange leuchtenden Lampen aus der Ferne ausmachen können, habe mich auf dem Weg dorthin aber bis zur Verzweiflung oft verlaufen.

Hinzu kommt, dass die Steuerung des Platformers – sagen wir – unterirdisch ist. Ich kann es leider wirklich nicht anders formulieren. Sowohl für die Plattform-Rätsel als auch für meine Erkundungstour durch die Städte werden teils präzise Sprünge von mir verlangt. Das ist aufgrund der schwammigen Steuerung und den tölpelhaften Bewegungen der Protagonistin aber an vielen Stellen überhaupt nicht möglich. Auch wenn ich mich mit der Zeit etwas an diese Grobschlächtigkeit gewöhnt hatte, geht das für einen Platformer, der vom Springen lebt, einfach gar nicht. Ich kann nicht zählen, wie oft ich mich aufgrund der unpräzisen Kamerasteuerung in Yukomos Hinterkopf oder irgendwelchen Felswänden wiedergefunden habe. Die Entwickler_innen von Orbital Express scheinen sich dieses Problems bewusst: In jedem Rätsel-Raum gibt es die Möglichkeit, sich gegen eine Bezahlung direkt ans Ziel zu teleportieren. Nach 20 bis 30 erbärmlichen Abstürzen in die Tiefe scheint das durchaus eine Option. Spielspaß bleibt da allerdings auf der Strecke.

TASOMACHI: Behind The Twilight muss leider als Enttäuschung verbucht werden

Nachdem ich vom Trailer so begeistert war, kann ich schon sagen, dass die erste Stunde mit TASOMACHI: Behind The Twilight mich ein bisschen geschockt hat. Die Liebe, die in die Gestaltung der Umgebung geflossen ist und wirklich schöne Bilder liefert, fehlte bei der Entwicklung des Gameplays völlig. Zwar konnte ich mit der Zeit Gefallen daran finden, durch die hübschen Städte zu schlendern und Laternen zu suchen. Da ich mich aber allzu oft im Kreis zu drehen schien, war diese Freude leider nicht von Dauer. Die Puzzle waren zwar nicht sonderlich innovativ, wären mir aber trotzdem fordernd und unterhaltsam genug gewesen. Die schwammige Steuerung hat die Freude allerdings auch hier getrübt. Die einzig mögliche Interaktion mit den Katzen ist übrigens, sie einfach umzurennen. Dann fallen sie ungelenk zu Boden, beschweren sich aber nicht. Das sieht zwar niedlich aus, schiebt die Kuh aber leider auch nicht mehr vom Eis.

Kann ich ein Spiel ohne Story spoilern? Keine Ahnung. Auf jeden Fall kann ich verraten, dass das Ende sehr abrupt kommt. Ich war noch voll im Flow, als es plötzlich unvermittelt hieß: Danke, tschö. Die Abwesenheit jeglicher Zusammenhänge hätte mich wahrscheinlich weniger gestört, wenn das Spiel das, was es sein will, zufriedenstellend umgesetzt hätte. Ich brauche keine seitenlange Hintergrundstory, aber ich brauche bei einem Platformer verdammt nochmal funktionierende Spielmechanismen. Wo ich sonst meist meine eigene Unfähigkeit als Ausrede gelten lasse, sehe ich die Schwäche hier ganz klar bei TASOMACHI: Behind The Twilight. Und auch wenn ich die Landschaft hübsch fand, viel Abwechslung haben die unterschiedlichen Gebiete nicht geboten. Mein einziger Lichtblick neben der Grafik war – und das aus meinem Munde – der Soundtrack. Die Musik ist unaufgeregt und chillig und hätte dazu beitragen können, dass ich besonnen in der fernöstlichen Welt versinke. Wenn ich mich nicht so fürchterlich hätte aufregen müssen.

4/10 🏮

Developer: Orbital Express
Publisher: PLAYISM
Genre: 3D-Platformer, Fantasy
Team: nocras (Developer)
Musik: Ujico*/Snail’s House
Veröffentlichung: 14. April 2021 (Steam)

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