Website-Icon Welcome To Last Week

Bubble Bobble 4 Friends: The Baron is Back Review | Seifenblasen Saurier

Die Seifenblasen Saurier sind zurück. Dem nostalgischen und knuffigen Arcade-Charme von Bubble Bobble 4 Friends nicht zu verfallen? Unmöglich!

Das originale Bubble Bobble von 1986 gehört mit zu meinen ersten Videospielerfahrungen überhaupt. Und dann ist es gleich eine, die nicht nur zu den besten Arcades, sondern ebenfalls zu den besten Platformern aller Zeiten gehört. Nur, hatte ich lange keine Ahnung, dass es sich bei meinem ständig gespielten Spiel tatsächlich um Bubble Bobble handelte. Denn mein ca. achtjähriges Ich und dessen Freund_innen hatten keine Ahnung, dass Spiele ihre Namen zu Anfang gerne mal preisgeben… oder, wir verstanden es einfach nicht. Und so schufen wir eigene Namen für Spiele, die wir ständig spielten. „Furz die Bombe“ zum Beispiel war einer davon. Es hat mich Jahre an Recherche gekostet, um herauszufinden, welches Spiel gemeint sein konnte. Ich mein, google das mal! Durch Zufall habe ich dann einen YouTuber über sein Lieblingsspiel philosophieren sehen und siehe da, „Furz die Bombe“ war die C64-Version von H.E.R.O.

Ob Bubble Bobble oder Seifenblasen Saurier! Hauptsache Drachen!

Genauso war es auch mit Bubble Bobble. Zum Glück waren die kleinen Saurierprotagonisten etwas mehr fame, sodass ich das knubbelige Team aus dem grünen Bub und dem blauen Bob schnell ausfindig machen konnte. Unter „Seifenblasen Saurier“ war mir das zu der Zeit nicht besonders gut gelungen. Inzwischen scheinen Videospiele dermaßen mit ihren Marken und Namen in der Popkultur verankert zu sein, dass eigens erfundene Titel kaum noch Anwendung finden. Schade eigentlich, zeigt es doch zum einen Kreativität im Finden von deutschen Aliasnamen und zum anderen eine prägnantere nostalgische Verbundenheit. Vielleicht waren es aber auch nur die kleinen Saurier, die sich seifenblasenspeiend in mein Gehirn gebrannt hatten. Ich brauchte ebenfalls weitere Jahre, um herauszufinden, dass Dinosaurier das zu ihren Lebenszeiten normalerweise nicht taten und es sich bei Bub und Bob eh um Drachen handelte. Letztere sind mir blasenspeiend mit Ausnahme von Grisu sowieso viel lieber. 

Doch über dieses eine erste Scharmützel hinaus konnte sich Bubble Bobble nicht in meinem Videospielelebenslauf festigen, wie es andere Spieleserien beispielsweise taten. Komisch eigentlich, hatte ich die Saurier doch so geliebt. Zumindest hätte ich die beiden wiedererkennen müssen. Doch für mich existieren sie nur in Form des Arcade-Ports für den C64. Vielleicht aber auch, weil es irgendwann in der Rainbow Islands Welt eben zum Teil nicht mehr um die Dinos – pardon Drachen – ging, sondern um Menschen, die begehbare Regenbögen erzeugen können. Keine Seifenblasen mehr, keine Drachen mehr! Menschen hatte ich genug um mich. Vielleicht war die Arcade-Version einfach schon zu perfekt. Alles erschaffen, was erschaffen werden musste? Alles eingeseift, was eingeseift werden musste? Jedes Item abgegriffen und jede Frucht verspeist? Wahrscheinlich brauchte ich keine neuen Seifenblasen Saurier in meinem Leben. Die alten taten es ja noch, oder?

Aus dem Nichts!  

Nein sagen Taito. Die Seifenblasen Saurier sind noch immer cool, können neue Spieler_innen in der ganzen Familie begeistern, ihre dicken Bäuche unbeholfen gegen nachgebende Seifenblasen pressen und quietschvergnügt durch unglaublich bunte Welten hüpfen. Und zum Glück haben sie auch an dich alte Nostalgikerin gedacht und die ehemalige Arcade-Version gleich mit ins Spiel gequetscht. Bubble Bobble 4 Friends lässt dich vergessen, dass Bubbele und Bobbele mich eine Zeitlang überhaupt nicht mehr durch mein Leben begleitet haben. Sobald die Titelmelodie des alten virtuellen Arcade-Automaten ertönt, fühle ich mich wie damals nach der Frage „was wir denn spielen wollen?“ „Seifenblasen Saurier natürlich!“ Und ein wenig ist es so, als würde ich nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder Fahrrad fahren. Ein bisschen wackelig, die neue Technik zum alten Gewohnten in der Hand und doch nicht ganz so sicher, ob das früher auch alles schon so war.

„War es nicht! Früher konnte man einfacher auf die Seifenblasen springen!“ faucht es neben mir. Bubble Bobble, noch immer besser zu zweit. Und fast vergesse ich über zwei Stunden lang, dass dieser alte virtuelle Arcade-Automat ja eigentlich nur eine Nettigkeit ist. Eine Zugabe zum Neuen, ein Brotkrumen für so olle Spielerinnen wie mich. Wahrscheinlich hätte mir die reine Arcade-Version, wie es Namco ebenfalls mit Pac-Man und Mrs. Pac-Man gemacht haben, schon gereicht. Doch dann hätte ich diese knuffigen, treudoof in der Gegend rumlaufenden Drachen in Bubble Bobble 4 Friends: The Baron is Back verpasst. Ich hatte ja keine Ahnung. Und tatsächlich gelingt es hier viel besser sich auf den Seifenblasen zu platzieren, die mich in nicht erreichbare Territorien schweben lassen. Und das alles, um zum Leben erweckte Legosteine, Sonnenblumen, Spielzeugkanonen und weiß der Teufel was hier im Kinderzimmer an Spielzeug zur Verfügung stand, einzuseifen. Denn am Ende der Seifenblase warten immer Früchte.

Hochglanznostalgie

Und Früchte führen zu Punkten und Punkte zu Highscores. Alles wie früher! Nur ohne Sprites und Pixel, dafür aber in gestochen scharfem HD, damit du auch genau den Zeitpunkt mitbekommst, an dem die Seifenblase, in der dein Gegner gefangen wurde, an den Rand des aushaltbaren Drucks gequetscht wird. Peng, zerplatzt und zu Köstlichkeiten verarbeitet. Wenn das mal in meinem Zimmer auch so einfach wäre. Ich hätte vermutlich nie wieder spontane Gelüste nach Erdbeeren mit Schokoladenüberzug. Die Neuinterpretationen der Drachen und ihrer Kinderzimmerwelt drücken mit Anlauf auf alle zur Verfügung stehenden Nostalgieknöpfe in mir. Der einstige Arcade Veteran mit den unerschrockenen Protagonisten ist zum Cute’em Up mutiert. Und das mit seinen Seifenblasenorgien und unzähligen Items sogar nahezu wortwörtlich. Hier ist alles so zuckersüß, dass es aufdringlich erscheinen würde auch nur eine negative Silbe ins Blasenwirrwarr zu spucken.  

Taito sammeln markante Eigenschaften des Ursprungs ein wie die Seifenblasen Saurier ihre Leckereien. Das Tempo wird runtergefahren, um allen den Einstieg zu erleichtern und erst einmal Übersicht zu garantieren, bevor es in späteren Leveln zur gewohnten Hektik übergeht. Bub und Bob nehmen dich an die Hand durch ihre Kinderzimmerwelt voller bunter Level mit Plattformen, illustren Gestalten und alten Bekannten. Ja was hast du denn gedacht? Der Zusatz The Baron is Back als Verkaufsargument auf der Packung? Gut, vielleicht ein bisschen. „Guck hier, nicht nur deine geliebten Seifenblasen Saurier sind zurück, auch Baron von Blubba gibt sich die Ehre.“ Das alles ist dermaßen knuffig und charmant, dass ich es für eine gute Idee hielt, das Spiel zu pausieren, um die übertrieben nach Wunderland klingende Musik in Dauerschleife zu hören. Hochglanznostalgie, du hast es geschafft. Sollte irgendwo in mir ein Fünkchen Objektivität übriggeblieben sein, du hast sie hiermit völlig eingeseift.   

Das 4 Friends in Bubble Bobble 4 Friends sollte ernst genommen werden

Ein Level, ein Bildschirm, eine Mission. Eine Süßigkeitsorgie, die mir jegliche Objektivität verbietet, mich mit seiner Nostalgiebutter einschmiert und betüdelt. Vielleicht war es genau das, was ich gerade jetzt brauchte. Ein blasenspeiendes Drachenbrüderpaar, das das ausgerissene Spielzeug im Kinderzimmer in Leckerbissen verwandelt und verputzt. Ein Spiel, das mich schon vor dreißig Jahren vollends verschlungen hatte und jetzt in Sachen Niedlichkeit noch mal sämtliche Seifenblasen Saurier Messlatten nach oben hievt. Bubble Bobble 4 Friends: The Baron is Back kannst du mit deinem kleinen Neffen und deiner Oma gleichzeitig spielen. Und das solltest du auch. Nicht nur kommen dann die ebenfalls liebenswerten Peb und Pab mit ins Spiel, sondern auch reichlich Geschrei, Aufgeregtheit und Sabotageakte.

Auch in der Neuauflage heißt es, „wer Bubble sagt, muss auch Bobble sagen“. Um das Chaos hier jedoch perfekt zu machen, sollte das 4 Friends wirklich ernst genommen werden. Mit dem Spielspaß ist es beim virtuellen Arcade Automaten genauso wie in der Neuinterpretation. Alleine Essen macht gar keinen Spaß. Ohne Yin kein Yang, ohne Dortmund kein Schalke und ohne Bubble kein Bobble. Und erst recht kein 4 Friends. Deshalb werde ich mich nun Däumchen drehend auf mein Sofa setzen und geduldig auf das Ende der Pandemie warten, um meine PS4 Controller in aufgeregte schwitzige Hände neben mir zu legen. Damit wir alle gemeinsam die Übeltäter im Kinderzimmer stellen und die trotteligen knuffigen Drachen beim Seifenblasen zerplatzen unterstützen können. Und falls nun irgendjemand Fragen sollte, was wir denn zusammen spielen könnten, lautet meine Antwort wie vor dreißig Jahren „Seifenblasen Saurier natürlich!“

🤷‍♀️🤷‍♀️/🐲🦕

Developer: Taito
Publisher: ININ Games, Strictly Limited Games (physische limitierte Fassung)
Genre: Arcade, Platformer
Veröffentlichung: 19. November 2019 (Switch), 17. November 2020 (The Baron is Back Update | PS4, Switch)

Die mobile Version verlassen