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Recompile Preview | Die Künstliche Intelligenz übernimmt endlich das Steuer

Wir durften das 3D-Metroidvania Recompile auf der Gamescom 2019 zum Glück länger als eine Sekunde lang anspielen.

Recompile in der Preview: Explore. Fight. Hack. Awaken.

Wie lange dauert es, einmal an einer Kugel Eis zu schlecken? Oder ein paar Buchstaben auf der Tastatur zu tippen? Der kürzeste Song der Welt (meines Wissens nach „You Suffer“ von Napalm Death) dauert drei Sekunden. In Recompile entsteht das Chaos, das ein Virus in einem Computer so anstellen kann, innerhalb einer einzigen Sekunde Echtzeit. Und je nachdem, was Du als Virus so treibst, ändert sich das Ende. Wie läuft das ab?

Natürlich ist das Spiel nicht nur eine Sekunde lang. Dies dient nur als Indikator dafür, was ein Virus in einer Sekunde verändern kann. Phigames nennen Recompile ein atmosphärisches Hacking Adventure. Das klingt schon einigermaßen eigenständig genug, kann zusätzlich aber am ehesten mit Metroidvania in 3D definiert werden. Die Grafik ist dabei ebenso einzigartig. Hier wird die Neon-Ästhetik eines Trons mit der Mystik der Schattenwelt aus The Legend Of Zelda: Twilight Princess verschmilzt – der Protagonist besteht aus einem orangenen Pixelnebel in humanoider Form, einem Computervirus, der ein Eigenleben entwickelt: the first Sapient AI.

Hatten wir schon in 2064: Read Only Memories, ist aber kein weniger spannendes Thema, da noch nicht so ausgelutscht. Das Mainframe, also die Welt in der Recompile spielt, ist düster aber irgendwie digital-organisch. Es scheint so, als ob Grasbüschel in der anthrazitenen Welt voller Würfelaufbauten wachsen, es gibt unüberwindbare Datenwände, die durch Schalter deaktiviert werden können und Anti-Virus-Dronen fliegen durch die Gegend, die unser Virus durch Feuerkraft ausschalten können.

„Nothing is hardcoded, everything is systematic, and everything fully exploitable“

Das britische Indiestudio Phigames, die Entwickler von Tinykeep und Nuclear Autumn, lassen sich von Dear Villagers unter die Arme greifen, um Recompile fertigzustellen. Entwickler Phi Dinh erklärt, dass der Virus verschiedene Fähigkeiten im Laufe des Spiels erlangen wird – wie es sich für ein waschechtes Metroidvania gehört – und diese dann später in schon erkundeten Arealen neue Zugänge zu anderen Bereichen ermöglichen.

In der Demo durften wir mehrere dieser mächtigen Fähigkeiten austesten, die im Spiel natürlich nicht innerhalb von zwanzig Demominuten gefunden werden. Und mächtig ist das richtige Wort hier. Eins der Upgrades ermöglicht es dem Virus einen Doppelsprung zu machen – Standard für das Genre.
Aber dieser Doppelsprung kann unendlich oft wiederholt werden! Ich habe mich wie ein Flummi gefühlt, der sich in der Luft von unsichtbaren Partikeln abstößt und immer höher und höher springt. Phi schlug vor, mich über einen Haufen von Kisten zu begeben und aus großer Höhe fallen zu lassen. Der Aufprall hat zerstörerische Ausmaße angenommen und ich kam mir vor wie Thor, der mit seinem Hammer aus dem Himmel auf die Erde schmettert.

Die telekinetische Fähigkeit ermöglicht es meiner eigenverantwortlich handelnden KI, Gegenstände aus der Distanz auf Kontaktflächen oder Schalter zu bewegen, um versperrte Passagen im Code freizulegen; ein bisschen wie bei Breath Of The Wild. Springen, kämpfen, Puzzles lösen. Selbst die 3D Jump’n’Run-Abschnitte spielen sich extrem flüssig und fühlen sich super an.

The Truth of our existence is encoded in every byte. But they forgot to include why.

Die Computer-Ästhetik und die Neonfaben, die sich allerdings vom gemeinen 80s-Synth-Revival abheben und mehr an Metroid Prime erinnern, was vom Genreeinfluss und von der Atmosphäre her eh besser passt, lassen Recompile spannend genug erscheinen, um sich von anderem Metroidvania-Durchschnitt abzuheben. Das stimmige Gameplay lässt viel versprechen und Phi Dinh beteuert, dass es noch mehr zu entdecken gibt und sich die Narrative je nach Spielstil verändert. Somit hackt sich Recompile auf meine Liste meiner mit größter Spannung erwarteten Metroidvanias weit nach oben.

Info: Phigames Recompile ist für eine Veröffentlichung irgendwann 2020 über Dear Villagers auf Steam geplant. Hier kann es bereits auf die Wunschliste weit nach oben gepackt werden.

Autor: Dennis Strillinger
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