Fragen, die dir seit des Erhalts von AO International Tennis im Kopf herumspuken: Hätte es Videospiele ohne Tennis überhaupt gegeben? Wäre die größte Entertainment Branche der Welt in ihrer jetzigen Art existent? Und was hat AO Tennis historisch beizutragen?
Es ist Oktober 1958. William Higinbotham sitzt in einem der Forschungslabore am
Der erste fliegende Filzball
Tennis ist eine der ältesten Rückschlagsportarten der Welt. Vor allem in der Upper Class als Lieblingssport gerne genannt. Zu dieser Upper Class zählten natürlich auch die Forscher des staatlich unterstützten Brookhaven National Laboratory. Zudem war Tennis in den 1950ern gerade in England und den USA durchaus sehr populär und dank der Einführung des Profisportsegments in den 1920er Jahren äußerst lukrativ. Für Sponsoren und Spieler_innen.
Ohne die außerordentliche Bekanntheit wäre der gute William sicher niemals auf die Idee gekommen, gerade diesen Sport umzusetzen. Tennis hat aber noch einen weiteren Vorteil: Die generell einfache Struktur und die mögliche Reduzierung auf das Nötigste. Ebenfalls ist der weiße Sport in seiner ursprünglichen, vereinfachten Form für nahezu jeden zugänglich und verständlich. Knopf drücken, schlagen, Knopf drücken, schlagen, Knopf drücken… Tennis als Einstieg, um den schlafenden Giganten sanft wachzukitzeln.
Die Evolution des Filzballs
Das Videospiel war geboren, doch die Schwelle zur Bekanntheit des Mediums nicht mal sichtbar. Sie lag irgendwo vergraben hinter den schweren Hochsicherheitstüren der staatlichen Labore und Elite-Universitäten. Ganze acht Jahre vergingen nahezu unbemerkt bis Ralf Baer 1966 auf die Idee kam, eine braune Box zu entwickeln, die an
Die Seitenansicht wich einer Draufsicht. Mittels Drehknöpfen konnte dein_e Spieler_in in Form einer kurzen weißen Planke vom oberen zum unterem Bildschirm befördert werden. Hattest du den Ball, der eher ein Quadrat war, getroffen, wanderte dieser automatisch zur gegnerischen Seite. Das Netz wurde durch eine gestrichelte Linie simuliert. Wer den Ball nicht traf, verschaffte dem konkurierenden Wesen einen Punkt. Doch irgendwie verlief die Vermarktung für Baer und seine Firma äußerst schleppend und niemand war so richtig interessiert. Über Umwege landete das Projekt bei Magnavox, die durchaus begeistert schienen. Es ist 1972 und die erste Spielkonsole der Welt kommt in den Handel. Die Magnavox Odyssey nutzt die simplen Techniken des Sports mit dem Filzball. Oder Ping-Pong? Ob mit Tischplatte oder ohne lässt sich zu dieser Zeit grafisch nur schwer beurteilen und das Spielprinzip ist das Selbe.
Mit Pong kamen die ersten Videospielautomaten. Ein großes Ungetüm, an das so richtig niemand glauben wollte. Wer würde schon bereitwillig Geld in einen Automaten werfen, um virtuell eine abstrakte Runde Tennis zu spielen? Offenbar sehr viele, weshalb Atari bei über 8.000 verkauften Automaten nicht mal die Magnavox-Klage über 700.000 $ Aufgrund der Schuldsprechung wegen Patentmissbrauchs etwas anhaben konnte.
Der Filzball fliegt um die Welt
Tennis ohne Anstrengung zu Hause auf dem Fernseher? Das fanden nicht nur die Konsument_innen gut, sondern auch viele weitere Unternehmen. Sie wollten einen kleinen Krümel des Pong Kuchens und bastelten eigene Versionen des Spiels. So entstanden im Laufe der 70er Jahre unendlich viele Videospielkonsolen, die alle genau ein Spiel abspielen konnten, Pong. Zwar nannten sie es manchmal auch Hockey, Fußball oder Tischtennis, aber es war immer und immer wieder das gleiche Spiel. Die Zahl der Pong-Maschinen ist inzwischen nicht einmal ansatzweise dokumentierbar. Es gibt tausende eigene Variationen, die irgendwann auch Versandkataloge und Teleshopping erreichten.
Währenddessen stieg die Popularität des Vorbilds immer weiter an. Millionen Summen wurden für siegreiche Turniere ausgeschüttet. Jimmy Connors, Stefan Edberg, Chris Evert, John McEnroe, Björn Borg, Ivan Lendl. Wäre die frische Erfindung Videospielkonsole über eine Randnotiz für technikbegeisterte Menschen hinaus erfolgreich gewesen, wenn Tennis nicht diese durchschlagende Popularität zwischen den 70ern und 80ern gehabt hätte? Hätten es Weltraumschlachten, Asteroiden vernichten und Aliens ausschalten zu dieser breiten Akzeptanz gebracht? Wären andere populäre Sportarten für eine frühe interaktive Umsetzung überhaupt geeignet gewesen? Wären Videospiele überhaupt existent ohne den Tennis-Klon Pong?
Die Festigung der Filzball Perspektive
Ende der 1970er und Anfang der 1980er entwickelt sich die Elektro-Sparte Videospiel rasant weiter. Stärkere Komponenten bedeuten detaillierte Grafiken und komplexere Spielmechaniken. Commodore 64, Atari 2600, Colecovison, Vectrex, Odyssey 2. Die Zeit
Auf den Fernsehern und in den Arenen der Metropolen verfolgen die Menschen nun die Höhepunkte der Popularität des Tennissports. Andre Agassi, Steffi Graf, Boris Becker, Martina Navrátilová, Gabriela Sabatini, Pete Sampras, Goran Ivanisevic, Martina Hingis. Die 3. und 4. Generation der Konsolen und Computer konnte es sich gar nicht leisten, Tennis als Umsetzung für den interaktiven Fernsehspaß auszulassen. Unzählige Tennisumsetzungen wurden auf NES, SNES, Master System und Mega Drive
Die Feinheiten des Filzballs
Tennis hat seinen Zenit erreicht. Der große Tennis-Boom scheint mit dem Karriere-Ende der großen Legenden vor allem in Deutschland vorbei. Auf Generation fünf und sechs der Konsolengenerationen (PS1 und 2, Sega Dreamcast, Sega Saturn, Xbox, Nintendo 64 und GameCube) wird vor allem an den Feinheiten des Sports und der realistischen Umsetzung gearbeitet. Zwar versuchen Maskottchen der Videospielriesen Nintendo und Sega ihre Helden in das weiße Tennis Dress zu stecken und die Hürde des immer komplexer werdenden virtuellen Tennissports herabzusetzen, doch sind es gerade diese
Mit der sinkenden Popularität des Sports und der erdrückenden Macht des Fußballs wurde Tennis immer mehr in die Nische gedrängt. Innovationen schienen ausgeschöpft zu sein. Lediglich ein jährliches Grafik-Update wäre denkbar gewesen. Bei den fallenden Verkaufszahlen aber kaum lohnenswert. Das Videospieltennis trifft sich wöchentlich in Selbsthilfegruppen zum Thema „Ungeliebte ehemalige Videospielriesen“. Neben Tennis im betrübten Kreis der verlorenen Liebe: Atari, Commodore und Sega. Wegbegleiter unter sich!
Der aktuelle Filzball
Die 8. Generation der Konsolen (PS4, Xbox One, Wii U, Switch) macht sich Ende 2013 auf den Weg zu neuen Grafikschlachten, ohne Tennis. Was früher kaum vorstellbar schien, hat sich nun schleichend entwickelt. Tennis wird nicht mehr gebraucht, zumindest Entwickler_innen und Publisher brauchen die Sportart nicht mehr. Geld lässt sich jetzt äußerst gut mit Fußball, Basketball, Eishockey und Football verdienen. Gewaltige Welten erstrecken sich vor deinem erstaunten Auge. Welten, in die du eintauchen kannst, um der Realität für ein paar Stunden zu entfliehen. Da scheint es wenig reizvoll, die neuen Helden, Rafael Nadal, Roger Federer oder Angelique Kerber über den Center Court zu hetzen.
Tennis ist kein Thema mehr. Ganze fünf Jahre existiert zum ersten Mal eine Konsolengeneration, die ohne ernsthafte Tennis-Simulation auskommt. Zwar rennt Mario noch immer vergnügt mit seinen Freunden über die bunt gestalteten Plätze der quitschvergnügten Nintendo Welt, nur so richtig interessiert sich dafür niemand.
Der Indie Filzball und AO International Tennis
Tennis füllt eine Interessen-Nische. In der Sportszene durchaus beachtet und Milliarden schwer, aber gemessen an der Beliebtheit Weltweit nur noch auf Platz vier. In Deutschland gar auf Platz neun, hinter Tanzen, mehreren Skisportarten, Boxen, Rennsport, Leichtathletik, Handball und natürlich Fußball. Das deutsche Interesse ist für den Videospielmarkt jedoch nicht ganz unerheblich. Zwar erwirtschaften China, USA und Japan mehr Umsatz, aber das klassische Gaming findet in China nahezu nicht statt. Den großen Batzen bilden hier Free-To-Play Spiele für mobile Plattformen und hauptsächlich aus dem Bereich Online-Rollenspiel. Die gestiegene Popularität des Tennis durch Li Na setzt sich demnach nicht im Gaming-Bereich fort. Bleibt die USA als klassische Tennis-Nation, die mit den US Open einen der vier Grand Slam Wettbewerbe austragen und zudem in Wimbledon die meisten Gewinner_innen stellen. Zu wenig für große Studios, um aufgepumpte Entertainment-Produkte zu basteln wie FIFA, NBA2K, NHL oder Madden.
Was keinen großen Anklang findet und trotzdem ausprobiert werden soll, landet dann bei kleineren Developer-Teams und somit auf dem Markt der Indie Games. Puh, eine lange Reise, bis sich der Kreis zum Magazin schließt. 2017 entschlossen sich zwei Teams, doch noch mal an einer Tennis-Simulation zu arbeiten und der aktuellen Generation ihr verdientes Stück Videospiel-Historie zu schenken. Ein kleines Team mit Tennis-Simulationserfahrenen Menschen machte sich beim neu gegründeten Breakpoint Studio auf den Weg World Tour Tennis zu programmieren. Doch der Publisher Bigben Interactive hetzte die Menschen, die an der Entwicklung beteiligt waren, so sehr mit einem Veröffentlichungstermin, dass das Spiel zum Release im Juni auf der PlayStaion 4 zu ca. 20 % fertig war. Es fehlten angekündigte Features wie der Online Multiplayer. Tennis-Fans bekamen eine unfertige Alpha-Version des Spiels, bei der das Team mit regelmäßigen Patches noch heute versucht es in den eigentlichen Status zu versetzen. Wahrscheinlich zu spät. Niederschmetternde Kritiken waren die Folge.
Doch auch die Spielmechaniken sind mitunter etwas hakelig und hölzern. Sie fordern Gewöhnung und Vertrautheit, eine Abkehr vom Bekannten. Sie sind nicht revolutionär, manchmal wenig nachvollziehbar, aber im Laufe des Spiels durchaus plausibel. Und so stellt sich mit jedem Satz, mit jedem gewonnenen Match doch wieder das Gefühl ein, das du über 30 Jahre mit Tennis auf dem Fernseher erlebt hast. Es ist schön den Filzball im Jetzt begrüßen zu dürfen. Er ist nicht Revolutionär, aber angekommen.
Wo sich die Filzballgeschichte wieder vereint
Der Grundstein des Erfolgs wurde gelegt. Und mit der ersten offiziellen Lizenzierung der
Hätte es Videospiele ohne Tennis also gegeben? Wahrscheinlich schon! In welcher Form und in welchen Entwicklungsphasen scheint schwer auszumachen zu sein. Du müsstest Higinbotham und Baer wohl fragen, was ihre zweite Wahl gewesen wäre, wenn sie das Konzept Tennis nicht gekannt hätten. Wäre das einfache Spielprinzip aufgrund der technischen Einschränkung vielleicht trotzdem entstanden? Spannend, doch unmöglich aufzuklären. Die Urväter der größten Entertainment Branche der Welt weilen leider nicht mehr unter uns. Aber ihr Vermächtnis ist gewaltig und die Geschichte der Videospiele in Abhängigkeit zum Filzball in ihrer einzigartigen Historie untrennbar. Diese Historie lebt in AO International Tennis und wird voraussichtlich mit Würde an die nächste innovative Generation herangeführt und weitergetragen.