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Der Nerdfaktor #1: LEONIDEN

Leoniden„Time to get addicted!“ Dass Leoniden großartige Musik erschaffen weißt du wahrscheinlich inzwischen. Doch wie sieht es mit der Nerdigkeit der Bandmitglieder aus? Entstehen im Bus unendliche Diskussionen über Computer, Wissenschaft, Filmtheorien, Comics und Gaming? Wie addicted sind Leoniden? 

Gerade hat dich ein grandioser Konzertabend mit unglaublicher musikalischer Atmosphäre überrannt. Nicht nur Leoniden zogen dich in ihr eigenes fluffiges Universum, auch I Salute erzeugten eine stimmige, wohlige Blase, die du nur selten, sehr sehr selten erleben durftest. Normalerweise benötigst du Stunden, um das Erlebte zu verdauen und einzuordnen. Nicht so an diesem Tag im Oberhausener Druckluft. Denn schon eine viertel Stunde später findest du dich mit Jakob und Lennart im Backstage wieder. Bereit für einen Plausch, der Leonidens Musik erst einmal hinten anstellt. Keine Zeit zur Verarbeitung.

Als erstes kramst du einen alten grauen Klotz aus deiner Tasche hervor und legst ihn auf den Tisch. Schon in diesem Moment ist klar, mindestens einer kann seine Begeisterung für dieses Thema kaum noch zurückhalten. „Ist das geil! Ich bin sowas von dabei. Hoffentlich geht der auch an!“ Jakob stürzt sich auf deinen alten Game Boy, während du eine Donkey Kong Figur auspackst und Lennart sich verabschieden will. Bezeichnen sich Leoniden selber als Nerds? Ein Ja und ein Nein klingen gleichzeitig. Du willst es herausfinden und startest mit Leoniden die erste Achterbahnfahrt durch den Nerdfaktor.

Klassischer Nerdfaktor

„Lennart studiert Mathe und ist im eigentlichen Sinne ein klassischer Nerd.“ Du denkst krass, erster Nerdfaktor und sofort, unmittelbar am Anfang des Gesprächs, wird dir ein klassischer Nerd präsentiert? Doch so ist es dann doch nicht. Das Nein, dass du oben bereits zu hören bekommen hast, kam von Lennart. Ein klassischer Nerd ist er vielleicht auf dem Papier, doch ist die Beschäftigung mit der Mathematik eher oberflächlich. Er musste zwar viel Zeit investieren, hat aber alles gut hinter sich lassen können. Nun ist er scheinfrei und arbeitet auf seine Masterarbeit hin. Doch die Leidenschaft auf diesem Gebiet ist einfach nicht vorhanden. Keine langen Diskussionen, keine ausschweifenden Theorien. Mathe steht weit, sehr weit hinter der Musik und bildet somit nicht den Mittelpunkt im Tagesablauf. Einen klassischen Nerd findest du bei Leoniden dann doch nicht.

Moderner Nerdfaktor

Popkultur im Überfluss. Jakob, der schon deinen Game Boy in den Händen hält, liebt alles was mit Gaming zu tun hat. Er hat seine ganze Kindheit verzockt. Bis zum 18. war er ein reines Nintendo-Kind und daddelte was das Zeug hält. SNES, N64, Game Boy, Zelda. Er nahm alles mit und traf sich sogar zwei Jahre hintereinander mit Nerds, die ein Videospieldesignprogramm nutzten, um sich über dieses auszutauschen. Doch dann flaute es ab und die Leidenschaft zur Musik wuchs rasant. Inzwischen lässt sich Jakob Zuhause von Speedruns einlullen. So entdeckt er Videospiele noch einmal auf neue Weise, obwohl er dachte sie auswendig zu können. Zelda in 17 Minuten? WTF! Er folgt bestimmten Insider Profilen auf Instagram und beschäftigt sich vor allem auf Tour mit Indie-Games auf Steam. Alles was pixelig daherkommt triggert ihn dermaßen, dass er seine Freude kaum zügeln kann. Zur Zeit spielt er Undertale und Shovel Knight. Nun, da das neue Zelda herausgekommen ist, steckt er im Zwiespalt. Eine neue Konsole für nur ein Spiel? Geht das? Andererseits, nicht spielen geht auch nicht.

Bei Lennart ist der Gaming-Funke nie so richtig übergesprungen. Früher hatte er einen Game Boy mit Kirby, spielte mal Sim City und versuchte sich 3-4 Mal auf LAN-Partys. Serien können ihn da schon mehr begeistern, im Gegensatz zu Filmen. „Ich glaube, ich habe zehn Filme in meinem ganzen Leben gesehen.“ Für einen Film ist er zu ungeduldig. Von Serien hat er viel mehr. Zur Zeit schaut er New Girl. „Serien sind wie ein langer nicht endender Film.“ Hier entbrannte dann sogar eine ewige Diskussion. Jakob mag Game Of Thrones, obwohl er sich vorher nicht darauf einlassen wollte. Daher plädiert er für eine Chance der Serie, da sie wirklich gut geschrieben sei. Das kann Lennart nicht akzeptieren. „Wenn die alle keine Handys haben und auf Kutschen rumfahren ist mir das zu weit weg. Da habe ich nichts mit zu tun.“ Wenn Jakob dann mal nicht Game Of Thrones schaut, lässt er sich aktuell von Community und Westworld berieseln. Auf Serien können sich scheinbar alle einigen. Auch im Tour Bus wird des öfteren ein Bandmitglied mit Netflix gesichtet. Doch Diskussionen entstehen nur selten. Theorien, Inhalte und Konzepte der Serien finden keine Basis für einen Schnack. Da scheint die Leidenschaft früher intensiver gewesen zu sein. Felix, Lennarts Bruder, hat früher wie ein bekloppter Dragonball Z geschaut. Er startete gar einen Versuch den Familien-Urlaub zu canceln, weil er dann nicht hätte weiter gucken können.

Conventions, Gaming-Events oder Celebrations lassen Leoniden unberührt vorbeiziehen. Das Abfeiern von verschiedenen Film-/Serien-/Comic-Universen ist nicht ihr Ding. JP soll zwar jeden Film auf der Welt kennen und auch zu allen etwas sagen können, doch passiert dieses auseinandernehmen einfach nicht. Die Nachvollziehbarkeit für heftige Leidenschaften ist dennoch vorhanden. Der Comic-Bereich fällt dann fast völlig flach. Lennart hat früher gerne Donald Duck gelesen und philosophiert etwas über die Taschenbuchreihe, während im Hintergrund die Melodie von Super Mario Land erklingt.
Über einen gelegentlichen, normalen Konsum von popkulturellem Gut kommen Leoniden hier nicht hinaus. Jakob schraubt den Faktor mit seiner Gamingleidenschaft etwas nach oben. Mit JD konntest du leider nicht näher auf jeden Film in der Welt eingehen. Die Nerdigkeit Leonidens scheint hier keine große Substanz zu finden.

Entfernter Nerdfaktor

Die Leidenschaft liegt in der Musik. Doch auch hier scheint die Musik-Szene weniger intensiv verfolgt zu werden. Kurze Diskussion über die Genialität von Michael Jackson wechseln sich ab mit Djamins neusten und heißestens Hip Hop Tipps aus den USA.
Lennart hört eher nebenbei Musik. „Ich sitze nicht vor meiner super geilen Stereoanlage und ziehe mir stundenlang Alben mit einem Rotweinglas in der Hand rein.“ Jakob erfreut sich in Phasen, die nicht fokussiert zur Erschaffung neuer Leoniden-Musik genutzt werden, an tollen musikalischen Ideen. Früher wurden Diskussionen oft intensiver geführt und jedes Riff analysiert. Heute wird nicht mehr interpretiert und auseinandergenommen. So verspüren Lennart und Jakob eine leichte Laienhaftigkeit wenn es um Trendtalks geht. Die Leidenschaft ist dennoch stark wie nie. Nur verschiebt sich die Intensität von anderer Musik auf die eigene.

Im Tourbus entsteht somit ein Bild aus unterschiedlichen Szenerien. „Felix meditiert auf Autofahrten sehr gerne. Das tut ihm gut.“ Lennart, der zumeist am Steuer sitzt, hört wahnsinnig gerne Reportagen und Nachrichten. Vor allem „Hintergrund“ auf dem Deutschlandfunk hat es ihm angetan. Er stellt sich immer vor, wie er als alter dicker Opa vor einem Cafe sitzt und eine fette Tageszeitung genießt. In der Band kennt er sich am besten mit politischen Situationen und Sachverhalten aus. Kennst du einen Hintergrund zu einem bestimmten Thema nicht? Frag Lennart um Rat, er hilft dir sicher weiter und gibt dir einen Tipp.
Djamin ist ein Klamotten-Nerd. „Ich gehe einfach los und möchte irgendwas haben, komm dann aber mit was ganz anderem wieder.“ So verbringt er dann auch schon mal Stunden in einem einzigen Klamottenladen, in dem die Kleidungsstücke nach einem neuen Zuhause in Djamins Schrank rufen. Inzwischen hat er sich aber auf den Online-Bereich ausgebreitet, weswegen sein Postmensch nun jeden Tag jauchzend in den dritten Stock steigen darf. Du fragst dich derweil, wo die ganzen Pakete landen, die er auf Tour bestellt.
So finden sich einige Dinge in Leonidens Alltag, die auf dem ersten Blick vielleicht nicht dem klassischen oder popkulturellen Nerdbild entsprechen, aber trotzdem eine intensive Beschäftigung mit der Materie fordern. Leoniden scheinen im Gesamten eher diesem Bild als dem klassischen zu entsprechen. Hier werden fleißig Punkte gesammelt, auch wenn nicht immer alles zwölf Mal am Tag durchgekaut werden muss.

Individueller Nerdfaktor

„Bei unserer eigenen Musik sind wir Nerdlevel 100.“ Das würde glatt den Rahmen sprengen, daher lässt du dir alles im Detail erklären. Doch du merkst sehr früh, diese Freude in den Stimmen, diese Motivation und diese Leidenschaft gab es in nahezu keinem anderen Thema. Leoniden scheinen geradezu neurotisch, wenn sie über ihre Musik diskutieren. Das Niveau ist mit vorherigen Bands nicht vergleichbar. Hier erreichen sie tatsächlich ein ganz anderes Level der Nerdigkeit. Momente, die einen Sekundenbruchteil der Musik ausmachen und anderen nicht einmal auffallen werden penibel diskutiert, bis jeder in der Band glücklich ist. So kommt es auch schon mal dazu, dass sie ganze sechs Wochen über einen Hi-Hat-Fill streiten. Dinge, die anderen egal wären oder es eventuell so hinnehmen wie der_die Schlagzeuger_in es mag werden ausdiskutiert, bis letztendlich jeder zufrieden ist. Demokratie hat hier keine Chance. Während des Schreibprozesses bleiben äußere Einflüsse dort, wo sie herkommen. Draußen! Leoniden wollen keine Reproduktion anderer Styles, die sie aufgeschnappt haben. Sie erschaffen etwas Eigenes. So kommt es in intensiven Phasen zu 8-12 Stunden Proberaum täglich. Die vollkommene Fokussierung auf die Musik.
Auch wenn sie sehr gute Produzenten hinter sich stehen haben, der Bereich interessiert die Band, weswegen sich alle zusammen vor dem Computer versammeln und verschiedene Dinge ausprobieren. Hilft mit Sicherheit in der Kommunikation mit den Produzenten und stärkt das eigene Verständnis der Arbeit. Autodidaktische Weiterbildung wird in der kleinen Firma Leoniden groß gefeiert. 80 % der Zeitaufwendungen aller Mitglieder fließen in die Band. Dabei können sie dennoch zurückstecken und Felder aus der Hand geben, die überhaupt nicht beherrscht werden. Musikvideoproduktionen werden komplett ausgelagert. „Sätze die bei uns mit ‚es wäre doch geil wenn…‘ anfangen kannst du gleich vergessen.“ All das birgt genug Stoff und schweißt immer weiter zusammen. „Das soll nicht so klingen, als hätten wir uns nichts zu sagen. Wir reden den ganzen Tag.“ Leoniden reden am meisten über die Band, weil die Band Austausch braucht. Sie selbst sind Popkultur, da kann der Rest dieser schon mal in die Röhre schauen. Label, Vertrieb, Steuererklärung. Alles mussten sie sich selber erarbeiten und aufbauen. Da bleibt oft einfach kein Kopf für andere Dinge. Die eigene Welt steckt voller Spannungen und Erlebnisse. Diskutieren, Philosophieren, Ausklamüsern, Verwerfen, auf die Nase fallen, wieder neu sortieren. Strukturen, die andere nur schwer nachvollziehen können, werden eben untereinander diskutiert und bilden Redestoff für den ganzen Tag. Ein Austausch erscheint umso nötiger, wenn Jakob mal wieder mit kargen html-Kenntnissen an der Website werkelt und Lennart über Tabellen und Rechnungen hängt. So kommen am Tag auch schon mal 30 Telefonate zusammen, um etwas kurz auszutauschen oder abzusprechen.
Die eigene musikalische Bubble ist das Ding, das Leoniden den ganzen Tag verfolgt. Eine intensive Beschäftigung mit der Materie, ein reger Austausch über genau ein und das selbe Thema. Die eigene Band. Individueller Nerdfaktor am Limit.

Fazit

Im klassischen Sinne triffst du bei Leoniden niemanden, den du als Nerd bezeichnen kannst. Jedoch steigert sich dieser Faktor, je größer du dein Blickfeld weitest. Unter dem Punkt, der inzwischen als nerdig aufgefasst wird, kannst du einige Anhaltspunkte wie Gaming oder Serien finden. Schärfst du deinen Blick für die eigentliche Beschreibung, tauchen weitere Auffälligkeiten auf wie die Musik, die Reportagen und Nachrichten oder die Klamotten. Die eigentliche Nerdigkeit besitzen Leoniden aber eben doch. Ihre Musik verfolgen sie so intensiv, dass ein anderes Wort es kaum treffender Beschreiben könnte. Leoniden sind Leoniden-Nerds vom kleinen Sneaker, über die Jogginghose in die Trainingsjacke, bis zur lässigen Mütze.

Nerdfaktor

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Autorin: Benja Hiller
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