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Videospiel-Dokumentationen | Film Kritik/Film-Tipp

the_game_makersEs gibt Phasen, in denen kannst du einfach nicht zum Controller greifen. Klingt frustrierend, ich weiß. Du musst den Tag dennoch nicht ohne Videospiele verbringen. Die Beschäftigung mit Themen kann, wie in anderen Bereichen auch, ganz ohne Aktivität auskommen. Du hast sicher schon mal Fußball gesehen ohne dich nur ein einziges Stück zu bewegen. Der Wahnsinn! In der letzten Zeit habe ich vier Dokumentationen gesehen, die sich aus verschiedenen Blickrichtungen mit Videospielen und dessen Kultur beschäftigen. Leg den Controller bei Seite, lehne dich gemütlich zurück und lass dir vier sehenswerte Empfehlungen für die nächste Zugfahrt, die kommende Erkältung oder die wohlverdiente Erholungsphase an die Hand geben.

Nintendo Quest

Ein lockerer und leichter Vertreter in dieser Reihe ist Nintendo Quest. Mehr Road-Movie als anspruchsvolle Dokumentation und dabei sehr unterhaltsam, ohne völlig in die Absurdität abzudriften, wie Real-Life Kamera-Verfolgungen es oft aufweisen.
Aber worum geht es? Rick McCullum fragt seinen Kumpel Jay Bartlett, ob er nicht eventuell Interesse an einer kleinen Challenge hätte? Die Aufgabe? In 30 Tagen alle in Nord Amerika verfügbaren NES-Spiele (678) aufzutreiben. Klingt einfach sagst du? Es gibt da eine kleine Limitierung! Jay darf nicht auf das Internet zugreifen. Eine kleine Shopping-Tour auf ebay fällt somit flach. Und so reist Jay 30 Tage lang durch Nord Amerika, klappert Second-Hand- und Game-Stores ab, schaut bei Bekannten und Freunden vorbei und versucht jeden Hinweis auf speziell gesuchte Spiele zu verfolgen. Tour-Szenen wechseln sich mit netten Anekdoten, bösen Antagonisten, die Jay Spiele vor der Nase wegkaufen und „knallharten“ Verhandlungsszenen ab. Diese werden immer wieder mit kleinen Informationen aus der Historie von Nintendo gespickt. Die Leidenschaft, die Jay und seine Freunde antreibt, wird hier erlebbar. Trotzdem bleiben Fragen offen: Woher hat er das ganze Geld und wie viel steht ihm zur Verfügung? Diese stören aber nur begrenzt. Die Tour ist kurzweilig, anspruchslos und trotzdem spaßig. Eine lockere Unterhaltung während du deinen Kakao aus der Pac-Man-Tasse schlürfst.

6/10 <3

Veröffentlichung: 26. Juni 2015
Länge: 92 Minuten
Regie: Rob McCullum
Produzenten: Michael C. Froussios, Jordan Christopher Morris
Gesehen auf Netflix

Video Games: The Movie

Einen höheren Anspruch scheint da Video Games: The Movie zu haben und legt seinen Hauptfokus auf die Geschichte der Videospiele. An einer grafischen Timeline hangeln sich Regisseur und Produzent Jeremy Snead durch die Jahre hin zu wichtigen Higlights und Geschehnissen der noch jungen Kultur. So sucht er zum Beispiel nach dem ersten Anzeichen eines Videospiels und damit den Erfinder, der das Ding ins Rollen brachte. Wichtige Meilensteine, wie das Erscheinen des Atari 2600, des NES, ein gewisser Klempner oder die PlayStation-Ära werden abgehandelt und von Szene-Größen, Fans, Nerds und Geeks kommentiert. Zudem werden verschiedene Aspekte, wie die „Killerspiel-Debatte“, die Bedeutung in der heutigen Kultur und der Ausblick auf die Zukunft beleuchtet. Auch wenn sich das alles etwas Überladen anhört und oft wenig ausführlich (Die Zeit ist einfach sehr knapp bemessen) angelegt wird, wirkt der Film unterhaltsam und sehenswert. Kommentare scheinen nicht nur belanglose Beilage, sondern treffen durchaus oft den Kern einer Aussage. Die Optik wirkt frisch und die Erzählerstimme sehr angenehm. Animationen und Schnitte wurden wenig hektisch angelegt. Ein neuer Themenzweig wird immer wieder mit einem Zitat eingeleitet. Das ganze wird für Menschen, die sich jeden Tag mit Videospiele-Kultur beschäftigen kaum neue Informationen bereithalten. Hast du aber erst seit kürzerer Zeit einen Blick auf diese Kultur geworfen oder sie nur beiläufig verfolgt, ist das hier genau der richtige Informationsschwall. Zudem wirft Video Games: The Movie nette Thesen in den Raum, wie den Vergleich mit Büchern. Demnach auch für Hardcore-Historiker einen Blick wert. Lenkt dich mitunter von zu vollen Zügen ab.

7/10 <3

Veröffentlichung: 15. Juli 2014
Länge: 101 Minuten
Regisseur: Jeremy Snead
Produzent: Jeremy Snead
Gesehen auf Netflix

Atari: Game Over

Hm, was könnte diese Dokumentation wohl für ein Thema behandeln? Sega? Nintendo? Xbox? Schluss mit dem Quatsch. Es geht natürlich um Atari. Genauer gesagt thematisieren die Produzenten den Videospiele-Crash von 1983 und analysieren, wie es in der Folge zum Zusammensturz eines riesigen Entertainment-Giganten kommen konnte. Und was ist von dem Mysterium begrabener E.T. Spiele zu halten? Hat E.T., das als schlechtestes Spiel aller Zeiten gilt, generell Schuld am Crash? So steif wie sich der analytische Teil anhört, kommt diese kurzweilige Dokumentation von Zak Penn gar nicht daher. Der Teil, der die Vorbereitungen zu den Ausgrabungen der E.T. Spiele zeigt, hat etwas spannendes archäologisch Abenteuerliches. Die Nervosität der beteiligten Menschen ist hier wahrlich zu spüren, ob der Frage, dass sie überhaupt fündig werden oder als völlige Idioten in die Geschichte eingehen. Auch die Veranschaulichung des Unternehmens Atari wird unterhaltsam dargestellt. Geschichten, die denen der wilden Hippie-Bewegung in nichts nachstehen, kommen hier zu Tage. Sowohl Highlights der Produktion, als auch die fehlende Qualitätskontrolle kommen durch Atari-Mitarbeiter_innen, Insider und Zach Braff zur Sprache und beleuchten so den größten Umstand, der einem Zusammenbruch herbeiführte. Eine Mischung aus Abenteuerfilm, Kaffekränzchen, Mysterium und Analyse. Die eine Stunde deiner Lebenszeit ist hier sehr gut angelegt.

7/10 <3

Veröffentlichung: 20. November 2014
Länge: 66 Minuten
Regisseur: Zak Penn
Gesehen auf Netflix

The Game Makers: Inside Story

Eine visuell sehr schön gestaltete Dokumentation ist The Game Makers: Inside Story. Keine hektischen Schnitte, keine abgehakten Übergänge. Jennie Kong und Keith Guerette verwöhnen dein Auge mit weichen Übergängen und deine Ohren mit angenehmer musikalischer Untermalung. Hier liegt der Fokus stark auf der Entwicklung eines Videospiels, das in der heutigen Zeit erscheint. Und so bekommt jede Folge einen anderen Schwerpunkt. Daher entsteht ein interessanter Einblick in die Vorgänge aktueller Produktionen. Punkte wie Story, Texten, Charakter und Emotions-Entwicklung, Erzählung, Struktur, Virtual und Argumented Reality, soziale Themen und die Zukunft interaktiver Geschichten bekommen den Platz, den sie brauchen. Kommentiert und erklärt wird das Ganze dann nicht von „Prominenten“, wie in der Ultimativen Chart Show, sondern von Menschen, die an den wichtigsten Produktionen der jüngeren Zeit beteiligt waren und sind. So erzählen dir Personen von Studios wie Naughty Dog, Playdead, Bethesda, Bungie und Kojima Productions wie das, was du da interaktiv am Bildschirm erlebst, zustande kommt. Wenn du also nicht nur stumpf Knöpfchen drücken magst, sondern auch verstehen willst, wie die Funktionen, die durch die Knöpfchen in Gange gesetzt werden aufgebaut sind und ineinandergreifen, dann solltest du dir definitiv 1 ½ Stunden Zeit nehmen und diesem großartigen Episodenfilm eine Chance geben. Hier scheint die Acadamy of Interactive Art & Science tatsächlich noch für Qualität zu stehen.

8/10 <3

Veröffentlichung: 15.02.2016
Länge: Knapp 10 Minuten pro Episode (insgesamt 10 Episoden)
Regisseur: Jennie Kong
Produzenten: Jennie Kong, Keith Guerette
Gesehen auf youtube (Acadamy of Interactive Art & Science)

Autorin: Benja Hiller
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